Psychometrische Untersuchungen.
Von
James McKeen Cattell.
Zweite Abtheilung.
III. Die Unterscheidungszeit.
Die von Wundt1) zur Bestimmung dieser Zeit angewandte Me¬
thode besteht darin, dass er die Versuchsperson bei einer Art von Ver¬
suchsreihen möglichst rasch reagiren lässt, bei der anderen Art erst,
wenn sie den Eindruck unterschieden hat ; die Differenz der in beiden
Fällen erhaltenen Resultate gibt die Unterscheidungszeit für den Ein¬
druck. Ich selbst bin nicht im Stande gewesen, nach dieser Methode
Resultate zu erhalten ; vermuthlich führte ich entweder die Bewegung
bereits früher aus, als ich den Eindruck unterschied, oder, wenn ich
mich bemühte, das zu vermeiden, indem ich wartete, bis ich mir des
Eindrucks klar bewusst war, so fügte ich zur einfachen Reaction nicht
nur einen Unterscheidungs-, sondern auch noch einen Reflexionsact
hinzu. Die zur Bestimmung der Unterscheidungszeit von Donders2)
eingeführte und nach ihm von mehreren Anderen angewandte Methode
besteht darin, dass man die Bewegung abhängig macht von der Art
des Reizes. Donders, v. Kries und Auerbach und Anderehaben
angenommen, dass, wenn die Versuchsperson nur auf einen von zwei
1) Physiol. Psych. II, 247 ; Phil. Stud. I, 25 ff.
2) De Jaager, De Psychologische Tijd bij psychische processen, Utrec >
1865. Donders, Arch. f. Anat. u. Physiol. 1868.