Volltext: Der Entwickelungsgang der Leibniz‘schen Monadenlehre bis 1695 (Schluss) (3)

Der Entwickelungsgang der Leibniz’schcn Monadenlehre bis 1695. 425 
stand mit dessen in der Theoria motus abstracti niedergelegten Grund¬ 
anschauungen. Es ist dies nicht nur aus der von Leibniz versuchten 
Begründung dieses Satzes ersichtlich, sondern wird auch ausdrücklich 
in dem Schreiben an Amauld bestätigt. Der Zweck dieses Briefes war 
nämlich die Anknüpfung von weiteren persönlichen Beziehungen zu 
Amauld, welche für Leibniz damals in Rücksicht auf seine geplante 
Reise nach Paris besonders wünschenswerth erscheinen mußten. Der 
Brief enthält daher eine Art von Übersicht über seine bisherigen Stu¬ 
dien, wissenschaftlichen Leistungen und weiteren Pläne. Und so be¬ 
merkt er über den Zusammenhang seiner philosophischen Anschau¬ 
ungen: »Ich sah, dass die Geometrie oder Philosophie des Raumes 
eine Brücke schlage zur Philosophie der Bewegung oder des Körpers 
und die Philosophie der Bewegung zur Geisteswissenschaft (Meta¬ 
physik)«.1) 
Diese gewiss sehr bemerkenswerthe Mittheilung Leibniz’ hindert 
aber die Annahme nicht, dass das eigentliche Motiv zur Aufstellung 
des hier von mis behandelten Satzes weniger aus der Consequenz rein 
philosophischer Erwägungen, als aus einem theologischen Bedürfniss 
entsprungen ist, an dem Leibniz mit seinem eigenen Gemüthe bethei¬ 
ligt war. Diese Annahme dient so wenig zur Verkleinerung Leibniz’, 
dass sie vielmehr im Hinblick auf die Art und Weise, wie er in diesem 
Briefe und auch in den Briefen an den Herzog Johann Friedrich von 
Braunschweig-Lüneburg von seinen Beweisen kirchlicher Dogmen 
und allgemein religiöser Glaubenssätze spricht, zur Ehre seines Cha¬ 
rakters wohl gemacht werden muss. Es ist gewiss ein aufrichtiges Be- 
kenntniss, wTenn Leibniz in diesem Briefe an Arnauld bemerkt : 
»Unter den so mannigfachen Zerstreuungen meines bisherigen kurzen 
Lebens habe ich mich kaum einem andern Beweise eifriger zugewendet 
als dem, welcher mich in Betreif meiner Seeligkeit ruhig machen 
könnte ; und ich gestehe, dass dieses für mich die bei weitem ma߬ 
gebendste Veranlassung zur Philosophie gewesen ist. Ich habe aber 
auch keine zu verachtende Belohnung davon getragen, nämlich die 
Luhe des Gemüthes, und dass ich mich rühmen darf, es sei von mir 
so Manches in dieser Beziehung bewiesen worden, was bisher entwe¬ 
der bloß geglaubt oder gar, obwohl von großer Wichtigkeit, nicht ge- 
b Grotef. a. a. O. S. 141.
	        
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