Volltext: Der Entwickelungsgang der Leibniz‘schen Monadenlehre bis 1695 (Schluss) (3)

Der Entwickelungsgang der Leibuiz'schen Monadenlehre bis 1695. 
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eine geradlinige noch spirale noch elliptische oder ovale Bewegung, 
ja auch keine kreisförmige um verschiedene Centren begriffen werden 
könne1), so folge daraus, dass das Wesen des Körpers nicht in der Aus¬ 
dehnung bestehe, »quia«, fügt Leibniz zur weiteren Begründung hinzu, 
»spatium vacuum a corpore diversum esse necesse est, cum tarnen sit 
extensum«. Also bloß, weil aus phoronomischen Gründen die An¬ 
nahme eines vacuum unumgänglich sei und zwischen diesem, und der 
ausgedehnten Substanz eine differentia specifica vorhanden sein müsse, 
so soll dies ein hinreichender Grund sein, das Merkmal der Ausdeh¬ 
nung aus dem Begriff des Körpers auszuschließen. 
In solcher Weise kann nur im Ernst gefolgert werden, wenn man 
von der Voraussetzung der Cartesianischen Physik ausgeht, dass alle 
physikalischen Eigenschaften der Materie, wie Widerstandskraft. 
Schwere u. s. w., nur secundärer Art sind, und dass zum Wesen der¬ 
selben nur die rein geometrisch gedachte Ausdehnung gehöre. Nur 
unter dieser Voraussetzung kann gezeigt werden, dass der Begriff des 
Körpers mit dem des leeren Raumes zusammenfallen würde, wenn die 
Annahme eines solchen aus anderen Gründen nicht ausgeschlossen 
werden kann. Ebenso ist es nur vom Standpunkt des Cartesianischen 
Begriffes der ausgedehnten Substanz aus folgerichtig, wenn Leibniz 
die differentia specifica, nach der er sucht, nicht in einer physikali¬ 
schen Eigenschaft der Materie, sondern in der Bewegung findet. Denn 
ist, wie Leibniz ebenfalls in der Theoria motus abstracti ausgeführt 
hatte, weder Consistenz noch Cohärenz des Stoffes möglich, wenn die 
Körper vollkommen ruhend gedacht werden, und daher absolute Ruhe 
ausgeschlossen, sodass jeder Körper, auch wenn er scheinbar ruht, in 
minimaler Weise bewegt gedacht werden müsste, so liegt es nahe, die 
gesuchte differentia specifica in der Bewegung zu finden, da ja alle an¬ 
deren Eigenschaften des Stoffes von vome herein nur als secundäre 
Qualitäten gelten sollen.2) 
1) Theorem 22: Si non datur vacuum, nullus quoque motus reetelineus aliusve 
m se non rediens (v. g. spiralis) dabitur. Gerh. Math. Sehr. Bd. VI. S. 73. 
2) De motu demonstratae sunt a me aliquot propositiones magni momenti, ex 
(D»bus nominabo hoc loco duas : primo nullam esse cohaesionem seu consistentiam 
quiescentig . . . ac proinde, quicquid quiescat quantulocunque motu impelli et dividi 
P°sse . . . Altera est, omnem motum in pleno esse circularem homocentricum, nec 
j^ese Intelligi in mundo motus rectilineos, spirales, ellipticos, ovales; imo nec circu¬ 
les diversorum centrorum, nisi admisso vacuo. De aliis hoc loço dicere nihil ne-
	        
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