Der Entwickelungsgang der Leibniz'schen Monadenlehre bis 1695. 451
Zu entlehnen. — Schließlich sei noch, um den Schein einer unabsichtlichen
Uebergehung zu vermeiden, bemerkt, dass wir auch in den Schriften des
jüngeren van Helmont keinerlei Quelle der Leibniz’schen Monadenlehre
entdecken können. H. Ritter, der die Schriften des v. H. als diejenigen
ansieht (Gesch. d. Philos. XII. Bd. S. 4. 67ff.), aus denen Leibniz, da er
Nikol, v. Kues nicht gekannt zu haben scheint, theosophische und mysti¬
sche Anregungen empfangen, beruft sich besonders auf einige theosophische
Wendungen und mystische Anklänge, denen man schon in Leibniz’ Jugend¬
schriften begegnet. Allein da gerade der Standpunkt derselben als der der
modernen, mechanischen Naturerklärung nach unserer eingehenden Analyse
ihres Lehrgehalts und Leibniz’ eigenem Zeugnisse in keiner Weise zweifel¬
haft sein kann, so dürfte auch für die Beurtheilung der fraglichen Aus¬
drücke und Wendungen der richtige Gesichtspunkt nahe genug liegen. Was
speciell die ebenfalls der vormonadologischen Epoche angehörenden Briefe
an den Herzog Joh. Friedr. v. Braunschw.-Lüneburg anbetrifft, in denen
dergleichen theosophische Wendungen am zahlreichsten anzutreffen sind, so
haben wir in der That dieselben neben den sonstigen Schriften dieser Periode von
wissenschaftlichem Charakter nicht als eine ungetrübte Quelle für die Kennt-
niss der frühesten Leibniz sehen Ideen und Anschauungen ansehen können.
Wir haben uns auf sie nur bezüglich ihrer biographischen und sonstigen
literarischen Angaben bezogen. Statt aller inneren Gründe aber, die wir
gegen eine Ableitung der Monadenlehre aus theosophischen Quellen geltend
zu machen hätten, wollen wir nur daran erinnern, dass die monadologische
Anklänge enthaltenden Schriften v. H.’s erst in den Jahren 1690/93 er¬
schienen sind, während Leibniz mit der positiven Ausbildung seines Systems,
wie nachgewiesen, bereits um 1680 begonnen hat. Da die beiden Männer,
wie H. R. zu berichten weiss, später wieder in persönlichem Verkehr stan¬
den, kann umgekehrt L. als Quelle für die Lehrmeinungen des v, H. an¬
gesehen werden.
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