Volltext: Der Entwickelungsgang der Leibniz‘schen Monadenlehre bis 1695 (Schluss) (3)

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David Selver. 
der Einführung des Begriffes der individuellen Substanz im Disc de 
Mét. seinen Ausgangspunkt. »Pour distinguer les actions de 
Dieu et des créatures, heißt es in der vorläufigen Inhaltsangabe 
der einzelnen Sätze des Disc, in dem Briefe an den Landgrafen von 
Hessen-Eheinfels, on explique, en quoi consiste la notion 
d’une substance individuelle«1) 
Über die Begründung der Substantialität der Einzeldinge geht 
Leibniz in den entsprechenden Ausführungen des Disc, selbst rasch 
hinweg. Sie wird hier, wie wir weiter unten ausführen werden, zwar 
ebenfalls im Sinne der Activität, aber bloß durch einen scholastischen 
Satz angedeutet. Leibniz versucht vielmehr zu zeigen, worin die In¬ 
dividualität einer Substanz bestehe. Diese besteht darin, führt er aus 
dass sie ein »vollständiges Wesen« (être complet) sei, d. h., dass alle 
ihre Zustände, die gegenwärtigen sowohl wie die künftige Abfolge 
derselben, in ihrem Wesen angelegt sind und aus ihrer eigensten Na¬ 
tur vermöge ihrer Selbstthätigkeit folgen, so dass der Begriff einer sol¬ 
chen Substanz schon alle Prädicate desjenigen Subjectes, welches 
durch ihn bezeichnet wird, einschließt, und jeder, der den Begriff 
einer solchen Substanz vollkommen durchschaue, aus demselben alle 
ihr realiter zugehörigen Prädicate ableiten könne. So würde beispiels¬ 
weise ein vollkommener Intellect wie der göttliche, der einen voll¬ 
kommenen Begriff von Alexander dem Großen, und somit eine Kennt- 
niss seiner individuellen Substanz oder seiner Häcceität besäße, a 
priori, und nicht erst durch Erfahrung feststellen können, ob er eines 
natürlichen Todes oder durch Gift gestorben sei.2) 
Ist aber auch die Einzelsubstanz der causale, durchaus selbstän¬ 
dige Träger aller ihrer Actionen und Zustände, so ist sie doch zugleich 
auf dieselben beschränkt und somit nicht nur gegen sich selbst und 
durch ihr eigenes Wesen, sondern auch gegen die anderen Einzelsub- 
1) Briefwechsel ed. Grot. S. 2. (Nr. 8). 
2) Disc. § 8: ... il faut que le terme du sujet enferme toujours celui du pré¬ 
dicat, en sorte que celui qui entendrait parfaitement la notion du sujet, jugerait aussi, 
que le prédicat lui appartient. Cela étant, nous pouvons dire que la nature d une 
substance individuelle ou d’un être complet est, d’avoir une notion si accompli® 
qu’elle soit suffisante à comprendre et à en faire déduire tous les prédicats du sujet 
à qui cette notion est attribuée etc. Ibid § 13 ; § 33 . . . tout ce qui arrive à 1 âme 
et à chaque substance est une suite de sa notion, donc l’idée même ou essence 
l’âme porte, que toutes ses apparences ou perceptions lui doivent naître (spon 
de sa propre nature. (Vgl. Briefw, S. 63 extr. 71, 110 extr. 123).
	        
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