Volltext: Die geschichtliche Entwickelung des Bewegungsbegriffes und ihr voraussichtliches Endergebniss (3)

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Die geschichtliche Entwickelung des Bewegungsbegriffes. 
wurf, die Newtonianer seien außer Stande selbst nach ihren 
Principien zu entscheiden, oh das All der Dinge absolut ruhe oder 
geradlinig und gleichförmig bewegt sei. i) Auf die Hypothese von der 
Ruhe des Weltcentrums nimmt er hier mit Recht keine Rücksicht. 
Was die Frage nach der Reciprocität der Bewegung anlangt, so 
glaubt er in den »Principles« dem gemeinen Sprachgebrauche doch so 
weit Rechnung tragen zu müssen, dass er die Bewegung der Erde zu 
den Füßen des Gehenden leugnet: denn die Thätigkeit sei nicht 
»darauf gerichtet«, die Erde wegzutreten.2) Dass diese Festsetzung 
in der Dynamik Nichts taugt, brauche ich nicht nochmals zu be¬ 
weisen. In der Abhandlung »De motu« findet sich denn auch keine 
Erörterung ähnlicher Art. Berkeley will es hier als wissenschaftliche 
Convention betrachtet wissen, dass man sich auf das heliocentrische 
System des Copernicus bezieht, und er meint mit dem Firmamente 
den nichtssagenden absoluten Raum zu ersetzen.*) Die Entdeckung der 
Fixsterneigenbewegungen (1718) dürfte ihm unbekannt gewesen sein. 
Positive Besserungen hat er, wie man sieht, nicht vorgeschlagen. 
Hiermit sind wir am Ende der Entwickelungsperiode des Bewe- 
gungsbegriffes angelangt, welche bei Copernicus anhebt und mit 
Newton schließt. Ein kurzer Rückblick lehrt uns, dass im großen 
und ganzen das Ergebniss dieser Entwickelung darin besteht, dass die 
Bewegungsrelation von gegebener Materie in der Theorie los¬ 
gelost ist. Unstreitig ist dies gegen früher ein großer Fortschritt, ins¬ 
besondere gegenüber dem materialistischen Aristotelisch-Car- 
tesianischen Bewegungsbegriffe. Dagegen bieten die Positionen 
wnes realen absoluten Raumes und einer realen absoluten Zeit 
ange nicht die erreichbare Aufklärung in dynamischen Problemen, 
ir werden nun sehen, wie es dem entsprechend in der Folgezeit 
urchaus nicht an solchen Bestrebungen fehlt, welche auf eine Idea- 
'sirung jener Annahmen gerichtet sind. 
B De motu § 60 sqq. 65. 
2) Principles, sect. CXIII. 
3) De motu, § 64. 
(Schluss folgt im nächsten Heft.) 
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