Volltext: Die geschichtliche Entwickelung des Bewegungsbegriffes und ihr voraussichtliches Endergebniss (3)

Die geschichtliche Entwickelung des Bewegungsbegriffes. 
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eben, und folglich hatte seine wirkliche Kreisbewegung noch nicht 
begonnen. Nachher aber, als doch gerade die relative Bewegung des 
Wassers abnahm, zeigte sein Emporsteigen an den Gefäßwänden einen 
Centrifugaltrieb an; und dieser Trieb wies hin auf seine wirkliche 
und immerfort wachsende Kreisbewegung, welche endlich gerade da 
am größten geworden war, als das Wasser relativ zum Gefäße sich in 
Ruhe befand. Jener Trieb hängt also nicht ab von der Uebertragung 
des Wassers in Bezug auf die umgebenden Körper, *) und mithin lässt 
sich die wirkliche Kreisbewegung nicht durch derartige Uebertragun- 
gen definiren. Ein jeder sich umdrehende Körper hat nur eine 
einzige wirkliche Kreisbewegung, welche nur einem einzigen 
gewissermaßen eigenen und gleichwerthigen (adaequato) Effecte ent¬ 
spricht: relativer Bewegungen hingegen gibt es zahllose je nach den 
verschiedenen äußeren Relationen ; und ganz nach Art der Relationen 
haben sie überhaupt keine wirklichen Effecte, sofern sie nicht an jener 
wahren und einzigen Bewegung einen Antheil haben«. 
Die hierin liegenden Einwände sind durchaus gerechtfertigt 
gegenüber der einseitigen Lehre Descartes’, welcher das Gesetz 
der Trägheit zweifellos auf den »motus ex rei veritate consideratus« 
bezogen wissen wollte. Sie sind aber auch gerichtet gegen die minder 
einseitige Lehre, wonach der Bewegungsbegriff eine Relation auf be¬ 
liebige Entfernung einschließt oder wenigstens nicht die Annahme 
eines transcendent-realen absoluten Raumes voraussetzt ; und insofern 
erfordern sie eine besondere Erwägung. Man muss gestehen, dass 
auch in dieser Richtung auf den ersten Blick Newtons Ueber- 
legungen viel Ueberzeugendes zu enthalten scheinen. Aber fassen 
wir sie noch einmal ins Auge. Schälen wir die dogmatische Schale 
ab, so bleibt als logischer Kern im wesentlichen die folgende Schluss¬ 
kette übrig : 
1) Die Vertiefung des Wasserspiegels ist bedingt durch die Kreis¬ 
bewegung des Wassers. 
2) Nun ist sie aber gerade dann am kleinsten, wenn die relative 
Kreisbewegung des Wassers zum Eimer am größten ist, und 
sie erreicht gerade dann ihr Maximum, wenn die Relativbe- 
wegung ihr Minimum erreicht. 
1 ) Vgl. die Bemerkung auf voriger Seite. 
Wandt, Philos. Stadien. III. 
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