Volltext: Die geschichtliche Entwickelung des Bewegungsbegriffes und ihr voraussichtliches Endergebniss (3)

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Ludwig Lange. 
einem unbeweglichen Meridian, dieser aber stützt sich auf den Hori 
zont und das Fußgestell, das Fußgestell aber auf den Tisch und der 
Tisch auf die Erde; aber außerhalb der Weltmaschine gibt es Nichts 
was an Stelle des ruhenden Meridianes träte«. »Wenn gleich eine 
Trennung der Sterne von den darunter befindlichen Theilen der Erde 
wahrgenommen wird, so lässt sich doch noch nicht erkennen, durch 
welcher Sache Bewegung dies geschieht, falls nicht zugleich mit der 
Erde noch ein Körper außerhalb des Himmels ruht, welcher den 
Himmel einschließt und ihm einen Ort gewährt : einen solchen Kör¬ 
per gibt es aber nicht, wenigstens weiß man Nichts von ihm. Wenn 
es ihn aber gäbe, würde sich der Himmel darin in gleicherweise um¬ 
drehen, wie nach Copernicus die Erde im Himmel, zu welcher An¬ 
nahme jener äußere Körper unnöthig ist«. Die von Aristoteles 
überkommene Forderung, dass der ortgebende Körper den locirten 
umfassen müsse, zieht sich übrigens noch viel weiter in der Geschichte 
des Bewegungsbegriffes fort. Dass das Firmament den Namen eines 
umfassenden Körpers überhaupt nicht verdient, weil sich die Fixstem- 
abstände verändern, dies hat man erst ein Jahrhundert nach Kepler 
erkannt. Wir gegenwärtig werden die Erde sehr wohl für fähig zum 
geometrischen Bezugsobjecte halten, und wenn wir in der Kegel 
die Bezugnahme auf den Himmel vorziehen, so sind dabei dyna¬ 
mische Gründe maßgebend, von denen die Astronomen vor Galilei 
nur dunkle Ahnungen hatten. Erst Galilei hat durch seine Ent¬ 
deckung des dynamischen Grundgesetzes der Trägheit der alten Unter¬ 
scheidung zwischen wahrer und scheinbarer Bewegung einen festeren 
Anhalt gegeben, indem er dem rein geometrischen Vorstellungs- 
elemente des Bewegungsbegriffes ein dynamisches zur Seite stellte. 
Deshalb tritt auch erst mit ihm der Copemicanismus in eine Epoche, 
welche eben des Bewegungsbegriffes halber noch heutigen Tags ver¬ 
dient, eingehend auf ihre Beweis- und Widerlegungsmittel untersucht 
zu werden. 
§ 3. Galilei und seine »Dialoge« (1632). 
Wenn Galilei überhaupt in höherem Grade, als irgend einer 
seiner Y orgänger, derAristotelischenW eltbetrachtung abhold war, 
so macht sich dies insbesondere auch in seinen Anschauungen über
	        
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