Die geschichtliche Entwickelung des Bewegungsbegriffes und
ihr voraussichtliches Endergebniss.
Ein Beitrag zur historischen Kritik der mechanischen
Principien.
Von
Ludwig Lange.
Einleitung.
Der Begriff der Ortsbewegung, mit welchem sich die vorliegende
historisch-kritische Abhandlung beschäftigt, ist in alter und neuer Zeit
Gegenstand vielfältiger philosophischer Erwägungen gewesen ; er hat,
wie sich aus dem vorhandenen historischen Material ersehen lässt, im
Laufe der Zeit einen Entwickelungsprocess durchlaufen, welcher nicht
bloß um seiner selbst willen, sondern auch aus allgemeineren philo¬
sophischen Gesichtspunkten betrachtet von hohem Interesse ist. Indem
wir nun an die Aufgabe herantreten, uns jene Entwickelung aus ver¬
gangener Zeit klar zu vergegenwärtigen, haben wir von vornherein
auf die nicht unbeträchtlichen Schwierigkeiten eines solchen Unter¬
nehmens die gebührende Rücksicht zu nehmen.
Die Entwickelung eines Begriffes zu beschreiben, ist überhaupt
zumeist keine leichte Aufgabe. Im günstigsten Falle hat der Autor,
an den wir uns bei Beurtheilung eines bestimmten Zeitpunktes halten,,
selbst eine Definition des fraglichen Begriffes gegeben. In diesem.
Falle machen wir aber sehr häufig, wo nicht immer, die Beobachtung,
dass die Anwendungen des erklärten Wortes sich mit der erklärenden.
Definition nicht allerwärts decken, und es gehört dann zur vollstän¬
digen Beschreibung des jener Zeit eigenthümlichen Begriffes unbe-
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