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James McKeen Catfejf.
sultate ergeben Versuche, die (meist mit incorrecter Anwendung der
Reactionszeit) mit sensiblen Nerven angestellt sind.
Vorläufig können wir nichts besseres thun, als die Leitungs
geschwindigkeit sowohl für die motorischen als für die sensiblen Ner¬
ven ungefähr gleich 33 m in der Secunde anzunehmen. Es ist wahr¬
scheinlich, dass die Geschwindigkeit im Rückenmark geringer ist. und
dass der Nervenimpuls sowohl beim Eintritt in dasselbe als auch beim
Austritt, sowie beim Durchgang durch ein Ganglion i) eine Verzö¬
gerung erfährt. Bis auf weiteres können wir als Hypothese anneh¬
men, dass, wenn eine Lichtreaction ausgeführt wird, welche 150a
dauert, 50 ff dazu erforderlich sind, dass der Nervenimpuls von
der Netzhaut zum Gehirn und vom Gehirn durch das Rückenmark
zu den Muskeln der Hand gelangt. Wenn ein Froschmuskel durch
einen Inductionsschlag gereizt wird, so liegt die Latenzzeit zwischen
5 und 10 ff1 2); die Zeit ist vielleicht eben so groß, wenn in den
Handmuskeln durch einen Nervenimpuls eine Innervation hervorge¬
rufen wird.
Es vergeht sicher auch eine Latenzzeit im Sinnesorgan, während
der Reiz in einen Nervenimpuls verwandelt wird. Bei den sogenann¬
ten mechanischen Sinnen ist diese Zeit sehr kurz, wenn aber die Netz¬
haut durch einen Lichteindruck gereizt wird, so findet, wie man all¬
gemein annimmt, ein chemischer Process statt, und dieser kann, na¬
mentlich bei schwachen Lichteindrücken, von ziemlich langer Dauer
sein.3) Wir wissen, dass ein Lichteindruck eine beträchtliche Zeit auf
die Netzhaut wirken muss, damit das Maximum von Intensität der
Empfindung hervorgerufen wird; daraus lässt sich indess kein Schluss
ziehen in Bezug auf die hier betrachtete Zeit. Ich habe gezeigt,4)
1) Exner, Pflüg. Arch. VIII., Arch. f. Anat. u. Physiol. 1877. François-
Frank h. Pitres, Gazette Hehd. 1878. Wundt, Mechanik der Nerven 1876,
H, 45.
2) Tigerstedt, Arch. f. Anat. u. Physiol. 1885 und an den von ihm citirten
Stellen.
3) v. Wittich, Zeitschr. f. rat. Med. XXXI, u. Exner, Pflüg. Arch. VII,
fanden die Reactionszeit kürzer, wenn der Sehnerv durch einen elektrischen Strom,
als wenn die Netzhaut durch Licht gereizt wurde. Die Differenz kann aber von
anderen Factoren herrühren, welche eben so gut der Reactionszeit als der Latenz¬
zeit im Sinnesorgan zuzurechnen sein können.
4} Philos. Stud. Ill, 4. — Brain XXI.