Volltext: Der Entwickelungsgang der Leibniz‘schen Monadenlehre bis 1695 (3)

Der Eiitwickelungsgang der Leibniz'schen Monadenlehre bis 1695. 223 
partes et partium partes earumquae figuras positusque percepit. Haec 
ficrurarum ratio primum abstracte in geometria ac stereometria per- 
vastiganda: inde ubi ad historiam naturalem existentiam- 
que, seu id quod re vera invenitur in corporibus, acces- 
seris, patebit Physicae porta ingens, et elementorum facies, 
et qualitatum origo et mixtura, et mixturae origo et mixtura mixtura- 
rum, et quicquid hactenus in natura stupebamus ! « ') 
Die Ars combinatoria ist die letzte in der philosophischen Reihe 
der akademischen Dissertationen Leibniz’, und wir sehen ihn hier 
denselben Standpunkt in der Naturphilosophie mit Begeisterung fest- 
halten, für den er sich bereits hei oder noch kurz vor seinem Übergang 
zur Universität entschieden hatte. Ein kleiner Aufsatz aus dem fol¬ 
genden Jahre (1666) zeigt, dass Leibniz damals nicht bloß in metho¬ 
dischem Sinne oder in Rücksicht auf die allgemeinen Principien der 
Natur er klär ung, sondern aüch in der Annahme einzelner -wesentlicher 
Lehrsätze, selbst solcher, die er bereits zwei Jahre später für absurd 
erklärte, Anhänger der Atomistik war. Dieser Aufsatz betrifft eine 
Erklärung des Paradoxon des Anaxagoras, dem zufolge der Schnee 
schwarz genannt werden könne, welche Leibniz seinem Leipziger Leh¬ 
rer Jacob Thomasius auf dessen Bitte schriftlich zukommen lässt,'1 2) 
die aber für uns nur in Rücksicht auf die atomistischen Lehrsätze, die 
ihr zum Ausgangspunkt dienen, von Interesse ist. Er geht bei diesem 
Erklärungsversuch von der schon von der antiken Atomistik statuirten, 
subjectiven Natur der secundären Qualitäten aus und definirt die 
Farbe als einen Eindruck, der von Lichtatomen herrührt, welche, von 
einem leuchtenden Körper kommend, nach unserem Auge reflectirt 
werden.3) Die Atome des Feuers sind pyramidal, die des Wassers 
sphärisch, die der Erde cuhisch. Die cubischen Atome können sich 
mit einander so verbinden, dass zwischen ihnen kein leerer Raum 
besteht ne quid intercédât vacui).4) Diese feste Verbindung ist 
1) O. P., ed. Erdm. p. 19 (§ 34) ; Gerh. IV. p. 56 sq. 
2) »Coniectura cur Anaxagoras nivem nigram dicere potuisse videatur, petenti 
Jac. Ihomasio in scheda missa d. 16. Febr. 1666«. Gerh. Phil. Sehr. Bd. I. S. 8 sq. 
3) Omnis color est impressio in sensorium, non qualitas quaedam in rebus, sed 
extrinseea dominatio, seu, ut Th. Hobbes appellat, phantasma . . . Color est nihil 
a ud, quam impressio in oculum, quae fit ab atomis lucidis, a lucido corpore in opa- 
cu® impingentibus, inde ad oculum reflexis. Gerh. a. a. O. 
4) Man vgl. dagegen die 1668 erschienene Conf. nat., wo Leibniz eine solche
	        
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