Volltext: Der Entwickelungsgang der Leibniz‘schen Monadenlehre bis 1695 (3)

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David Selver. 
stes», an dem nicht mehr Größe und Theile unterschieden werden 
könnten; denn einem solchen » minimum« würde keine Lage im 
Raume zukommen können, und es würden ihm auch die Bedingun¬ 
gen fehlen für die Berührung mit anderen räumlichen Elemen¬ 
ten. Es würde ferner, meint Leibniz, aus der Annahme eines sol¬ 
chen »minimum« folgen, dass der Theil gleich sei dem Ganzen. 
Wenn es aber in dem eben bezeichneten Sinne kein räumliches und 
physisches »minimum« gibt, so gibt es doch »indivisibilia« und »inex- 
tensa «, weil sonst weder Anfang noch Ende einer Bewegung oder 
eines Körpers denkbar wäre oder gleich Null gesetzt werden müsste, 
was Leibniz aber für absurd erklärt (§ 4). Auf Grund der Unterschei¬ 
dung von minimum und inextensum definirt Leibniz den Punkt: 
»Punctum non est, cujus pars nulla est, nec cujus pars non 
consideratur, sed cujus extensio nulla est, seu cujus par¬ 
tes sunt indistantes, cujus magnitudo est inconsiderabilis, inassigna- 
bilis, minor quam quae ratione, nisi infinita ad aliam sensibilem ex- 
poni possit, minor quam quae dari potest« (§ 5). Hierauf, fährt Leibniz 
fort, beruht auch das Fundament der Methode des Ca va 1er i, deren 
Wahrheit am evidentesten bewiesen werde, wenn man den Anfang 
einer Linie kleiner als jede gegebene Größe denkt. 
Diese Auffassung der stetigen Größe, die zugleich als Erklärung 
der Entstehung derselben angesehen werden kann, überträgt Leibniz 
auch auf die von ihm angenommene Stetigkeit aller Bewegung. Die 
Ruhe verhalte sich zur Bewegung wie Null zu Eins, und nicht wie 
der Punkt zum Raume (§ 6) ; denn die Bewegung ist durchaus 
continuirlich und durch keine noch so kleinen Ruhepunkte unter¬ 
brochen (nullis quietulis interruptus) (§7). 
Mit dieser Auffassung der Bewegung tritt Leibniz in Gegensatz zur 
Atomistik und zu Cartesius. Gassendi hatte sogar die Geschwindigkeits¬ 
grade aus der größeren oder geringeren Anzahl der Ruhepunkte, durch 
welche eine Bewegung unterbrochen wird, zu erklären gesucht, was 
allerdings weniger absonderlich erscheint, wenn man bedenkt, dass 
für ihn jedes Atom zugleich die immanente Ursache seiner Bewegung 
ist. Leibniz aber, der diese atomistische Voraussetzung, wie wir be 
reits dargethan, aufgegeben hatte, sucht dagegen aus dem Beharrungs¬ 
gesetz zu beweisen, dass jeder BewegungsVorgang durchaus continu 
irlich sein müsse ; denn bei jeder noch so kleinen Unterbrechung de
	        
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