Der Entwickelnngsgaiig der Leibiiiz’schen Monadenlehre bis 1695.
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wissenschaftlichen Überlieferungen, sowie den hierauf bezüglichen
Bestrebungen des Zeitalters wurzelnd, die scheinbar individuell be¬
dingte Form der Problemstellung nicht minder als die sachlichen Aus¬
gangs- und Anknüpfungspunkte, sowie die Mittel der Lösungsversuche
bestimmen.
Für eine Betrachtung der in der angedeuteten Doppelrichtung für
die Entstehung und Ausbildung der Leibniz’schen Monadenlehre wirk¬
samen Momente scheint uns der natürlichste Faden in der Verfolgung
des philosophischen Bildungs- und Entwicklungsganges ihres Urhe¬
bers gegeben zu sein, und zwar in soweit sich derselbe zunächst in den
von Leibniz bis zum Jahre 1670 verfassten Schriften und Briefen nach
seinen entscheidendsten Wendungen beurkundet findet.
In diesen ersten philosophischen Versuchen Leibniz’ sind nicht
nur viele der keimkräftigsten Gedanken seines spätem Systems nie¬
dergelegt und bereits diejenigen Grundzüge seines philosophischen
Strebens angedeutet, welche die individuelle Richtung seines Geistes
und seine Stellung zur mechanischen Naturphilosophie charakterisiren,
sondern auch ganz besonders die Einflüsse erkennbar, welche auf die
Entwicklung seines philosophischen Denkens von Anfang an bestim¬
mend eingewirkt haben.
Es dient daher ein genaueres Eingehen auf diese ersten philoso¬
phischen und besonders naturphilosophischen Kundgebungen Leibniz’
— sowohl nach dem inneren Zusammenhänge ihrer ideellen Motive
als nach der Verschiedenheit ihrer sachlichen Ausgangspunkte — nicht
nur zur Charakteristik der wesentlichen Vorstufen der Monadenlehre,
sondern es gewährt dasselbe auch eine Übersicht über diejenigen Mo¬
mente ihrer Entwicklung, welche in den wissenschaftlichen und natur¬
philosophischen Hauptströmungen des Zeitalters sowie in den allge¬
meinen Überlieferungen der Philosophie enthalten waren.
Indem wir nun in dem folgenden ersten Abschnitt unserer Ab¬
handlung ein« ?S£dehe.Übersicht zu gewinnen suchen, glauben wir das
biographische Detail schon in Rücksicht auf die uns gezogenen Gren¬
zen übergehen zu sollen. Nur insoweit gewisse Studienverhältnisse
und Einwirkungen von Seiten der Umgebung nicht bloß im biographi¬
schen Sinne, sondern für die Auffassung des ganzen hier zu schildern¬
den Entwicklungsganges in entscheidender Weise in Frage kommen,
Ljyir auf, diese, mm entsprechenden Orte einzugehen haben.