Volltext: Der Entwickelungsgang der Leibniz‘schen Monadenlehre bis 1695 (3)

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David Selver. 
Conf. nat. die Grundvoraussetzungen der atomistischenNaturerklärung 
zum Ausgangspunkt für eine mehr im kosmologischen Sinne gehaltene 
Argumentation.J) 
Wir werden in dem folgenden Capitel zu zeigen haben, wie nicht 
lange nach dem Erscheinen dieser Schrift in Folge des partiellen Auf¬ 
gebens der atomistischen Grundvoraussetzungen dem hier gegebenen 
Beweise der eigentliche Boden thatsächlich entzogen wurde, und dass 
Leibniz, um seinen Beweis in einer anderen Form aufrecht zu erhalten, 
sich veranlasst sah, der mechanischen, immanenten Auffassung der 
Causalität der Naturvorgänge hinsichtlich der Bewegung wenigstens 
zu widersprechen. In dem hier in Frage stehenden Aufsatze aber ist 
eine solche Reaction gegen die Atomistik und die Corpuscularphilo- 
sophie noch nicht vorhanden. Es ist zwar bemerkenswerth, dass Leib¬ 
niz, während er, wie wir oben sahen, noch 1666 die Methode der ato¬ 
mistischen Naturerklärung als diejenige pries, deren Weg allein in das 
Innere der Natur führe, in der Conf. nat. auf die Punkte hinweist, wo 
dieser Weg versagt. Aber es ist andererseits nicht zu übersehen, dass dies 
hier noch nicht in der Absicht einer principiellen Abweichung von 
der atomistischen, mechanischen Naturerklärung geschieht, sondern 
nur zu Gunsten des Nachweises, dass die Natur der Hülfe Gottes nicht 
entbehren könne. 2) Um Letzteres zu beweisen, geht er davon aus, dass 
alle Naturphänomene zunächst aus den Grundeigenschaften (primis 
qualitatibus) der Körper zu erklären seien. Als primae qualitates be¬ 
zeichnet er ganz im Sinne der Atomistik, Größe, Gestalt undBewegung. 
Die Bewegungnämlich wurde insofern von den Atomistikern als Grund¬ 
eigenschaftangesehen, als sie dieselbe mit der Schwere indentificirten.3) 
bezw. Theilbaren) gehöre eine unendliche »Virtus«. Diese könne aber nur Gott sein. 
Darauf läuft der ganze in einem etwas verkünstelten Schema dargestellte Beweis in 
der Ars combinatoria hinaus. Cf. Edm. S. 7, Gerh. IV, 32. (Am letzten Orte muss 
es, nebenbei bemerkt, in Ax. 5 statt datur illud moyens : aliud moyens heissen.) 
1) Leibniz spricht hier zwar allgemein von den »heutigen Philosphen (hodierni 
philosophi), welche Boyle nicht unpassend Corpuscularphilosophen nenne«, aber im 
Grunde ist es die engere Atomistik, von der er hier ausgeht. 
2) Apparet enim in extrema corporum resolutione Dei auxilio carere naturam 
non posse. Erdm. S. 47 b. 
3) Cf. Gassendi, Synt. philos. I. p. 266b. . . Atomos nullam habere qualitatem 
praeter figuram, magnitudinem et pondus . . . adjecit Plutarchus causam cur pro 
prietas tertia fuerit addicta — quia necesse est, inquit Epicurus, corpora moveri ipso 
impetu gravitatis. Cf. ibid. p. 273. — Inwieweit dies auch für die älteste, Leucipp
	        
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