192
Ljubomir Nedich.
diesem Sinne verstanden« *). Der Kern der Lehre vom quantificirten
Prädicat soll also nach Yenn darin liegen, dass es statt vier Arten
von Urtheilen in Bezug auf Qualität und Quantität deren acht gibt.
»Könnte aber Menschenwitz, wenn [er nach einem Ausdrucke suchte,
der unzweifelhafter diese unglückliche Lehre widerlegt, dazu einen
geeigneteren finden als X = —■ Y°l Weit entfernt davon, das Prä¬
dicat zu quantificiren, indem angegeben wird, oh nur etwas, oder
alles genommen wird, wählen wir eine Form, die den gewöhnlichen
Logiker stutzig macht durch die ungewohnte Sprache, durch die sie
erklärt, dass es ihr gar nicht heifällt, zu bestimmen, ob nur einiges
oder alles, ja nicht einmal, ob keines zu nehmen ist----. Es
ist schwer einzusehen, wie diese symbolische [Form in Einklang zu
bringen ist mit der Hamilton’schen Lehre, — es sei denn durch
einen übereilten Schluss aus der Thatsache, dass beide Systeme die
Form der Gleichung adoptiren«.1 2)
Es ist klar, dass Venn unmöglich der hier dargestellten Lehre
gerecht werden konnte, wenn er als Ergebniss derselben bloß die Be¬
reicherung der Formen der Urtheile um vier Arten ansieht. Dass es
bei einer Quantification des Prädicats deren acht gibt, ist ein Corrolar,
keineswegs aber der Kern der Lehre von der Quantification. Gewiss
war es nicht die neue Eintheilung derselben, an die Boole anknüpfte;
die Anzahl der Urtheilsformen ist ja für eine symbolische Darstellung
und Behandlung logischer Operationen durchaus gleichgültig. Wir
wollen auch nicht mit Venn darüber rechten, oh Urtheile so, wie sie
durch den gewöhnlichen Sprachgebrauch gegeben werden, einer sol¬
chen Behandlungsweise entsprechender sind als in der exacten Form,
die ihnen die Quantification auferlegt. Worauf es ankommt, ist, zu
untersuchen, ob die Ham il ton’sehe Lehre Punkte aufzuweisen hat,
an die ein System wie das Boole’sehe anknüpfen konnte. Um dieses
entscheiden zu können, dürfen nicht bloß einige unwesentliche Mo¬
mente derselben herbeigezogen werden, wie das von Venn geschieht,
1) Ebda. p. 174.
2) Ebda.