Die Lehre von der Quantification des Prädicats in der neueren englischen Logik. 183
Aussage, und was Mill als eine zweite mit in demselben enthaltene
Aussage betrachtet, ist nur eine Folgerung, ein unmittelbarer
Schluss aus der ersten (und einzigen) der eben in Folge der Unmittel¬
barkeit, mit der er sich aus derselben ergibt, leicht zu der Annahme
verleitet, er gehörte nothwendig mit zum Urtheil. Dass jene angeb¬
liche zweite Aussage wirklich nur eine Folgerung ist aus dem eigent¬
lichen Urtheil, erhellt schon daraus, dass man jenes Urtheil »Alle
Menschen sind alle vernünftigen Wesen« nicht nothwendig in die bei¬
den Aussagen »Alle Menschen haben das Attribut Vernunft« und
„Nichts, was nicht Mensch ist, hat das Attribut Vernunft« zerlegen
muss, da man, wie es auch von Mill geschieht, dieser zweiten Aus¬
sage die andere substituiren kann »Alles Vernünftige hat die Attri¬
bute von Mensch«. —
Das also, woraus Mill dem quantificirten Urtheil einen Vorwurf
macht, es bestände aus zwei Aussagen, trifft nicht nur dieses, sondern
auch das unquantificirte Urtheil, oder vielmehr es trifft keines von
beiden. Auch von dem unquantificirten Urtheil könnte man unter
Umständen behaupten, es (enthielte zwei Aussagen, freilich wieder
auf die Gefahr hin, einen unmittelbaren Schluss aus demselben als
dessen nothwendigen Bestandtheil zu nehmen. Ebenso wie man das
Urtheil »Alle Menschen sind alle vernünftigen Wesen« in jene zwei
»halben« zerlegen konnte, ließe sich ein Urtheil von der üblichen
Form, ohne quantificirtes Prädicat, etwa »Einige Menschen sind glück¬
lich« als noch ein zweites »Einige Menschen sind nicht glücklich« mit
aussagend betrachten. Freilich haben wir es in beiden Fällen nur mit
unmittelbaren Schlüssen zu thun. Es ist eben unmöglich, in einem
Urtheile zwei, und wären es auch nur »halbe«, zusammenzufassen, da
ein solches Doppelurtheil der Natur des Urtheils widerspricht. So ist
auch dieser Mi 11'sehe Einwand als ein unberechtigter zurückzu¬
weisen.
Indem wir nun in der Darstellung der Lehre von der Quantification
fortfahren, haben wir zunächst die neue Eintheilung, die sich bei einer
Mitberücksichtigung des Prädicats ergibt, zu berühren. Bekanntlich
werden die Urtheile von der alten Logik, die das Prädicat nicht quan-
tificirte, in Bezug auf Qualitäts- und Quantitätsverhältnisse in die vier
herkömmlichen Arten der bejahenden und verneinenden allgemeinen
und particulären eingetheilt, die man mit den bekannten Symbolen