Volltext: Die Lehre von der Quantification des Prädicats in der neueren englischen Logik (3)

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Ljubomir Nedich. 
Auch diesen Einwand können wir nicht als einen stichhaltigen 
bezeichnen. Ist das quantificirte Urtheil wirklich so wesentlich ver¬ 
schieden von dem quantitativ nicht bestimmten, dass dieses durch 
bloße Quantification in ein Doppelurtheil verwandelt wird? Und 
wenn dies in der That der Fall ist, genügt diese Thatsache, das quan¬ 
tificirte Prädicat aus der Logik zu verbannen? — Vor Allem ist in Bezug 
auf letztere Frage hervorzuheben, dass, sollte sich bei der Untersu¬ 
chung auch heraussteilen, dass durch Quantification des Prädicats in 
der That Form und Inhalt des Urtheils verändert werden, indem das¬ 
selbe mehr aussagt, als in seiner ursprünglichen unquantificirten 
Form, doch damit nicht der Stab gebrochen ist über die Quantifica¬ 
tion. Es könnte wohl sein, dass, wenn wir urtheilen, wir von der 
Quantität des Prädicats absehen und dass so durch eine Quantification 
desselben das ursprüngliche Urtheil modificirt wird, in einer Weise, 
in der es der Absicht, in welcher es gestellt wird, weniger entspricht. 
Wir wollen gerne zugeben, dass Jemand, der z. B. urtheilt »Alle 
Menschen sind vernünftige Wesen«, damit nichts weiteres als die 
Vernünftigkeit aller Menschen hervorheben will, und dass in Folge 
dessen die quantificirte Form desselben Urtheils »Alle Menschen sind 
alle vernünftigen Wesen«, die neben der beabsichtigten noch eine an¬ 
dere Aussage in sich schließt, eine seinen Zwecken weniger ent¬ 
sprechende ist. Das unquantificirte Urtheil hat ja im Allgemeinen den 
Character der Unbestimmtheit, der, wo auch das Denken unbestimmt 
ist, diesem entspricht. »Alle Menschen sind vernünftige Wesen« kann 
heißen »Alle Menschen sind alle vernünftigen Wesen« und »Alle Men¬ 
schen sind einige vernünftige Wesen«. Der logische Nutzen der 
Quantification besteht darin, dass sie diese Unbestimmtheit des 
Denkens beseitigt. Hier entscheidet indessen nur eine Betrachtung 
darüber, ob das Urtheil nach Interpretirung seines Inhalts nicht auch 
bei unquantificirter Form ein quantitativ bestimmt gedachtes Prädicat 
enthält. Abgesehen davon, dass ein Urtheil als Denkact nothwendig 
einheitlich ist und schon deshalb nicht mehr als eine Aussage ent¬ 
halten kann, beruht die Mill’ sehe Kritik auf einer verkehrten Inter¬ 
pretation des allgemein quantificirten Urtheils. Jene beiden Aus¬ 
sagen, in die er das Urtheil »Alle Menschen sind alle vernünftigen 
Wesen« zerlegt, sind in Wahrheit nicht Bestandtheile dieses Urtheils; 
das quantificirte Urtheil enthält wie jedes andere stets nur eine
	        
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