Volltext: Die Lehre von der Quantification des Prädicats in der neueren englischen Logik (3)

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Ljubomir Nedich. 
weniger gedacht mit bestimmter Quantität, als einige oder alle« h 
»Jemand, meint er dann weiter, der urtheilt, dass alle Ochsen Wieder¬ 
käuen, fragt gar nicht darnach, ob es noch andere wiederkäuende 
Wesen gibt. Einer mag wissen, dass es noch andere Thiere gibt, die 
Wiederkauen, ein Anderer meinen, dass es keine solchen gibt, ein 
Dritter aber darüber überhaupt nicht wissen, und doch werden sie 
Alle, falls sie im Klaren darüber sind, was wiederkäuen heißt, das¬ 
selbe meinen, wenn sie urtheilen, dass alle Ochsen wiederkäuen. Der 
geistige Vorgang, den sie dabei durchmachen, ist, soweit er das Ur- 
theil betrifft, derselbe«1 2). 
Wie seine Kritik der Comprehension und Extension der Begriffe, 
so ist auch hier die Mill’sehe Kritik eine von naiv-empirischen Ge¬ 
sichtspunkten geleitete: ihm kommt es hei der Betrachtung des Ur- 
theils bloß auf das subjective Bewusstsein und die Absicht des Aus¬ 
sagenden, nicht aber auf den objectiven Inhalt des Ausgesagten an. 
Gewiss denken wir, wenn wir urtheilen, nicht an die Classe; unsere 
Urtheile befassen sich in der Kegel mit Gegenständen, und es ist selbst¬ 
verständlich, dass Attribute als Prädicate derselben genommen werden. 
Jedoch ist den Ausführungen Mill’s entgegenzuhalten, dass es für 
die wissenschaftlich-logische Betrachtung des Urtheils durchaus 
gleichgültig ist, was zufällig im Bewusstsein desjenigen, der urtheilt, 
vorgeht; das Urtheil enthält für dieselbe zwei Begriffe, die zu einan¬ 
der in einem bestimmten Verhältnisse stehen, von dem die wissen¬ 
schaftliche Analyse Rechenschaft zu gehen hat, und es ist dies nicht, 
wie Mill sagt, eine der Seiten, nach der man dasselbe betrachten 
kann3), sondern es ist die Seite, nach der es die Logik zu betrachten 
hat. So ist der Einwand, »die Lehre von der Quantification sei psy¬ 
chologisch falsch«4), als logisch ungerechtfertigt zurückzuweisen. 
1) An examination p. 437. 
2) Ebda. 
3) Ebda. a. a. O. p. 425. 
4) Ebda. a. a. O. p. 438. Von demselben psychologischen Standpunkte aus be¬ 
kämpft auch Trendelenburg, Log. Unters. Bd. II. 2. Aufl. Leipz. 1862 p. 304 
eine Auffassung des Urtheils als logische Gleichung. »Das Urtheil, sagt er, ist 
psychologisch (!) keine Gleichung, und es geht auch nicht darauf aus, den Umfang 
zweier Begriffe zu vergleichen«. Eine solche psychologische Betrachtungsweise ist 
hier jedoch irrelevant. Die Psychologie hat ihre Gesetze, die Logik aber die ihrigen, 
und obwohl beide Gebiete sich berühren, so dürfen doch ihre Gesichtspunkte nicht
	        
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