172
Ljubomir Nedich.
Weise afficiren. Indem wir diese von anderen unterscheiden ver¬
einigen wir sie dabei nothwendig zu einer Classe, deren Merkmal eben
die besondere Art und Weise ist, wie wir von den sie zusammen
setzenden Objecten afficirt werden. Begriffe sind also Classen, rein
ideelle Ganze, die der Geist bildet, um die sich ihm darbietende
Mannigfaltigkeit von Objecten zu ordnen. Wenn wir nun von einem
Gegenstand, bezw. von einem Begriff, denn in Urtheilen haben wir es
nur mit solchen zu thun, etwas prädiciren, so behaupten wir von ihm
dass derselbe zu einer bestimmten Begriffsclasse gehört, bezw. zu der¬
selben nicht gehört. Es ist einleuchtend, dass wir stets, wenn wir
einen Gegenstand oder einen Begriff unter einen anderen bringen,
dabei nothwendig wissen müssen, welche Stelle er in der Sphäre des¬
selben einnimmt. Wenn ich z. B. nicht weiß, dass Eose unter den
Begriff Blume kommt, und auch nicht weiß, ob sie gleich einem
Theile, oder dem Ganzen desselben, oder aber ihm übergeordnet ist.
so kenne ich den Begriff Eose überhaupt nicht. Wir müssen also,
wenn wir von einem Gegenstand oder Begriff etwas prädiciren, den¬
selben nicht bloß unter einen anderen Begriff bringen, sondern auch
zugleich seine Sphäre bestimmen in dem Begriffe, dem wir ihn zuge¬
zählt haben. »Jeder Begriff, der als Prädicat eines Urtheils fungirt,
muss demnach bestimmte Quantität im Denken haben1)«. So stehen
also Subject und Prädicat eines Urtheils nothwendig in einem Ver¬
hältnis der Quantität zu einander, ja ein Urtheil ist, wie wir noch
sehen werden, eigentlich nichts anderes als Ausdruck eines Quanti¬
tätsverhältnisses zweier Begriffe. Hieraus folgt aber, dass wir beide
als in Bezug auf Quantität bestimmt denken müssen, denn sonst wäre
ja dieses Verhältnis selbst kein bestimmtes. So wird daher Subject
sowohl als Prädicat nothwendig quantitativ bestimmt gedacht, und
müssen auch beide, jenem allgemeinen Postulate gemäß, quantifient
werden 2).
Dieses ist in ihren Hauptzügen die Ansicht Hamilton’s von
der Entstehung der Begriffe und von der Prädication. Man könnte
seinen Ausführungen von unserem heutigen Standpunkte aus den
1) S. Baynes, An essay p. 10.
2) Vgl. hierzu Ba.ynes, An essay p. 7 ff., ebenso Hamilton, Lectures
Vol. III. p. 143 f. u. 229 f.