Psychologische Analyse der stroboskopischen Erscheinungen.
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die Geschwindigkeit noch mehr, so gesellt sich zu diesen beiden
Punkten noch ein dritter, ein vierter u. s. f. Alle diese Punkte sieht
man direct unter einander', gleichsam eine Kette bildend, die sich
auf- und abwärts bewegt. Trägt man die Phasen abwechselnd mit
zwei verschiedenen Farben auf1) und gibt den Scheiben eine solche
Geschwindigkeit, dass man zwei Punkte unter einander sieht, so
tauschen diese beiden, welche verschieden gefärbt sind, bei der Auf-
und Abbewegung fortwährend ihre Farben aus, und zwar während
einer Umdrehung gerade so oft, als man Phasen aufgezeichnet hat.
Gibt man den Phasen allgemein abwechselnd k verschiedene Farben,
wobei k natürlich Theiler der Anzahl n der Bilder sein muss, und lässt
die Scheiben so schnell rotiren, dass man k Punkte unter einander
sieht, so permutiren sich die Farben bei der Bewegung cyklisch.
Zeichnet man endlich von vornherein immer zwei Phasen auf
denselben Radius der Scheibe dicht unter einander auf und gibt dann
den Scheiben die Geschwindigkeit, die man nöthig hatte, um bei
einer aufgezeichneten Phasenreihe zwei Punkte unter einander zu
sehen, so erblickt man bei der scheinbaren Bewegung 3 Punkte auf
demselben Radius u. s. w. Hat man insbesondere im letzten Falle die
beiden Phasenreiheü, die auf zwei um ~ verschobenen Sinuslinien2)
liegen, mit verschiedener Farbe aufgetragen, etwa sämmtliche Pha¬
senbilder der einen Sinuslinie blau , sämmtliche der anderen roth, so
wird bei der Bewegung von den 3 unter einander liegenden Punkten
der vorangehende immer eine und dieselbe Farbe besitzen, ob die
rothe oder die blaue, das hängt von der Richtung der Rotation ab ; der
mittelste wird dagegen in einer Mischfarbe (mein Roth und Blau
gaben ein röthliches Violett) zu sehen sein, während der letzte von
blauer Farbe ist, wenn der erste roth war, und umgekehrt. An den
Stellen, wo die Bewegung sich umkehrt, sieht man einen Moment nur
2 Punkte, was man übrigens auch beobachten konnte, wenn bei einer
1) Wozu ich natürlich nicht mehr die frühere Bildseheibe benutzen konnte,
sondern auf derselben eine neue Scheibe aus weißem Papier befestigte, welche die
verschieden gefärbten Phasen trug.
2) Unter Sinuslinie soll der Kürze der Darstellung halber auch eine solche
Curve verstanden sein, die in der früher beschriebenen Weise aus einer mathema¬
tischen Sinuslinie entsteht, wenn man die beiden aufgezeichneten Tangenten der
letzteren in zwei concentrische Kreise verwandelt.