Volltext: Psychologische Analyse der stroboskopischen Erscheinungen (3)

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Otto Fischer. 
unterste Phase eine Anzahl Zwischenphasen ein, dagegen nicht in den 
folgenden Kaum zwischen die unterste und oberste Phase (vgl. Fig. ß) 
so sah ich nicht mehr einen einzigen Punkt auf- und absteigen, son¬ 
dern es schienen fortwährend neue Punkte in einer gewissen Höhe 
aufzutauchen und herunterzufallen. Derartige Versuche habe ich eine 
große Anzahl angestellt, um die oben angeführte Bemerkung zu 
verificiren. 
Es lag nun nahe, zu untersuchen, ob die Nachbilder, welche die 
stroboskopischen Erscheinungen vermitteln, unter Umständen com- 
plementär ausfallen können. So zahlreiche Versuche aber auch in 
dieser Hinsicht mit verschiedenfarbigen Punkten von mir angestellt 
worden sind, so habe ich doch in keinem einzigen Falle ein comple- 
mentär gefärbtes Nachbild beobachten können. Der Lichteindruck 
ist bei allen diesen Erscheinungen so kurz, dass nur ein gleichfarbiges 
Nachbild entstehen kann.l) — 
Bei den beschriebenen Versuchen hatte ich immer die schwarze 
Seite der Spaltscheibe dem Auge zugekehrt. Jetzt drehte ich die 
Spaltscheibe um, brachte sie also so vor die Bildscheibe, dass das Auge 
stets die weiße Seite erblickte, und versuchte alle die beschriebenen 
Experimente am Scheibenapparat unter dieser Modification zu wieder¬ 
holen. Das Resultat war jedoch geradezu null; ich sah nur zuweilen 
einmal einen ganz schwachen Punkt durch die weiße Scheibe hin¬ 
durch aufleuchten, sonst aber absolut nichts. Die Netzhaut wird 
nämlich dabei zu sehr durch die helle Seite der Spaltscheibe, von der 
fortwährend Lichtstrahlen in’s Auge fallen, afficirt, so dass sie für so 
kurz dauernde Lichteindrücke, wie sie hier auftreten, ganz unem¬ 
pfänglich geworden ist. Jetzt erklärte es sich mir auch, warum beim 
Dädaleum die Außenseite immer mit einem schwarzen Lack überzogen 
ist, und warum man ferner mit einer Bildscheibe nicht durch einen 
ruhenden Spalt die Erscheinungen bekommen kann. Der Grund für 
letzteres liegt eben darin, dass in jedem Zeitintervall zwischen zwei 
auftretenden Phasenbildern das Auge durch die zwischen beiden 
Phasenbildern liegende weiße Farbe zu sehr gereizt wird. Dies brachte 
mich auf den Gedanken, dass man unter Umständen doch dieselbe 
1) Vgl. Wundt, Grundzüge der physiolog. Psychologie, 2. Auflage, Bd. L 
pag. 435.
	        
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