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Otto Fischer.
Diese beiden Messungsreihen geben die Zeitgrenzen an, bei de¬
nen die unter den gegebenen Bedingungen (Dauer des Phasenein¬
drucks 0,012" resp. 0,009" u. s. w.) erhaltenen Nachbilder noch stark
genug sind, um neben den directen Phaseneindrücken objectivirt
werden zu können ; sie haben also ein allgemeineres psychologisches
Interesse. Wollte man sich überhaupt einmal damit beschäftigen, zu
untersuchen, in welcher Zeit unter allen möglichen Bedingungen ein
Nachbild noch so stark ist, um neben einem directen optischen Ein¬
druck nicht zu verschwinden, so würde sich hierzu voraussichtlich
das Stroboskop sehr gut eignen. —
Nach Messungen von Plateau1) und Emsmann2) beträgt die
Dauer eines Nachbildes, welches durch einen Lichteindruck von
mittlerer Helligkeit erzeugt wird, 0,3" bis 0,35". Da ich die
Bildreihe immer durch eine innerhalb des Dädaleumcylinders befind¬
liche sehr helle Gasflamme erleuchtete, so arbeitete ich mit einer
Helligkeit, die eine mittlere Größe durchaus überstieg. Bedenkt man
nun, dass die Dauer der Nachwirkung in geradem Yerhältniss mit
der Intensität des Gesichtseindrucks zunimmt3), so erkennt man, dass
die bei allen angeführten Versuchen gefundenen Zeitgrenzen durch¬
weg die Maximaldauer der Nachbilder nicht überstiegen.
Hieraus kann man schließen, dass nur dann eine
bezweckte BewegungsVorstellung erzeugt wird, wenn
immer schon eine neue Phasenfigur ihr Bild auf die
Netzhaut wirft, so lange das Nachbild der vorhergehen¬
den noch nicht ganz verschwunden ist. Es ist dabei aber
nicht nöthig, dass das Nachbild noch eine so bedeutende Stärke be¬
sitzt, dass wir es neben den directen Eindrücken objectiviren, sondern
es würde dies im Gegentheil die Vorstellung stören, da wir dann im¬
mer mehrere Objecte unter einander bei der Bewegung sehen müssten.
Bei einer möglichst vollkommenen stroboskopischen Bewegungsvor¬
stellung wirkt also vielmehr gerade der Umstand mit, dass wir die
1) J. Plateau, Dissertation sur quelques propriétés des impressions produites
par la lumière etc. Liège 1829.
2) Emsmann, Ueber die Dauer des Lichteindrucks. Pogg. Ann. Bd. 9L
pag. 611.
3) Vgl. Rue te, Lehrbuch der Ophthalmologie, Bd. I, pag. 162.