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G. 0. Berger.
Hierin ist also W — w eine untere Grenze der Wahlzeit. Die
angeführten Wahlversuche wurden mit den Farben roth und blau ge¬
macht, mit der Festsetzung, dass auf roth mit der rechten Hand, auf
blau mit der linken reagirt werde. Die Untersuchung bei zwei anderen
Farben zu wiederholen oder auf mehr als zwei Farben auszudehnen
erschien nicht nothwendig, da bereits die obigen Versuche das abzu¬
leitende Gesetz mit genügender Deutlichkeit ergaben.
6. Bedeutung der angeführten Mittelwerthe.
Wir haben die bisher angeführten Zahlen als einfache Beactions-
zeit, Beactionszeit mit Unterscheidung und Wahl bezeichnet. Alle
abgelesenen Zeiten enthalten jedoch außer der Dauer der physiolo¬
gischen und psychophysischen Zeiten 1—5 noch gewisse Fehler, welche
von Mängeln der Eegistrirvorrichtung herrühren.
Die Wirkungsweise des Hipp’schen Chronoskops ist nämlich die,
dass durch den Elektromagneten ein Hebelarm angezogen wird, wel¬
cher den Zeiger arretirt. Der magnetischen Kraft entgegen wirkt eine
Feder, welche den Hebel wieder losreißt, sobald die Stärke des Mag¬
netismus unter eine gewisse Grenze herabsinkt. Geht der ganze
Strom durch die Leitung gu also durch den Elektromagneten, so reißt
bei jedem Oeffnen des Stromes die Feder den Anker los, bei jedem
Schließen zieht der Magnet ihn wieder an. Das gleiche Spiel des
Hebels erreicht man, wenn man, anstatt gy zu öffnen und zu schließen,
diese Leitung geschlossen hält, aber zugleich den Zweigstrom g2
schließt und öffnet. Schließt man nämlich g2, so geht bei weitem der
größte Theil des Stromes G2 durch diese Leitung, weil er hier viel
weniger Widerstand findet, als in dem Bheochord und den vielen
Windungen des Elektromagneten. Der geringe Theil aber, der noch
durch gv geht, erregt zu wenig Magnetismus, um der Feder noch ge¬
nügend entgegenwirken zu können ; der Hebel wird also losgerissen,
der Zeiger kann sich bewegen. Oeffnet man g2 wieder, so muss der
ganze Strom Cr2 durch gx gehen und der nunmehr starke Elektro¬
magnet reißt den Anker wieder an sich, der Zeiger steht also wieder
still. Das Fortbewegen und Wiederstillstehen des Zeigers fällt jedoch
nicht genau mit dem Schließen und Oeffnen von g2 zusammen, da im
ersten Falle der Magnetismus nicht momentan verschwindet, im
zweiten Falle der Magnetismus nicht sofort stark genug ist, die Feder-