Volltext: Ueber den Einfluss der Reizstärke auf die Dauer einfacher psychischer Vorgänge mit besonderer Rücksicht auf Lichtreize (3)

üebcr den Einfluss der Reizstärke auf die Dauer einfacher psychischer Vorgänge etc. 39 
die einfachen Reactionszeiten wieder wüchsen. Ganz ähnliche Schlüsse 
zieht Exner1) aus Versuchen, die ursprünglich zu anderem Zwecke 
angestellt waren. Jedoch glaubt er in Bezug auf den letzten Punkt 
bewiesen zu haben, dass gerade bei sehr starken Reizen, welche ein 
»Erschrecken« verursachen, noch eine weitere Verkürzung der Reac- 
tionszeit stattfinde 2). 
Gehen wir auf den streitigen Punkt nicht näher ein, so sind 
jedenfalls alle die angeführten Psychologen darin einig, dass mit einer 
Aenderung der Reizstärke auch eine Aenderung der Reactionsdauer 
verbunden sei. Die einfache Reaction ist nun ein ziemlich zusammen¬ 
gesetzter Vorgang (s. u.), und es wäre zu untersuchen, welche 
Theile desselben besonders von einer Aenderung der Reizstärke be¬ 
einflusst würden. Nur bei Wundt finden wir darüber Angaben3), 
während die übrigen angeführten Autoren sich lediglich darauf be¬ 
schränken, die Abhängigkeit der Reactionsdauer von der Reizstärke 
als Thatsache zu constatiren. Nach Wundt beanspruchen zwar auch 
die rein physiologischen Bestandtheile der Reactionszeit eine längere 
Zeit bei schwachen Reizen als bei starken, indess ist dieser Zuwachs 
zu unbedeutend, um allein die großen Aenderungen der Reactionszeit 
erklären zu können. Vielmehr ist bei weitem der größere Theil.dieser 
Aenderungen auf Rechnung der psychophysischen Acte zu setzen. 
Hiernach lag die Vermuthung nahe, dass auch die Dauer derjenigen 
psychophysischen Acte, welche man der einfachen Reaction noch hin¬ 
zufugen kann, wie Unterscheidungs- und Wahlacte, von der Reiz¬ 
starke abhängig sein werde. In der That fanden bereits v. Kries und 
Auerbach4), dass die Unterscheidungszeit (nach ihrer Methode be¬ 
stimmt s. u.) für starke Reize kleiner sei als für schwache. 
Wenngleich nun alle die obigen Angaben für die Gültigkeit des 
von un dt aufgestellten ersten Gesetzes sprechen, so sind sie doch 
entweder nur aus sehr kurzen Versuchsreihen abgeleitet, oder aus 
versuchen, welche ursprünglich einen ganz anderen Zweck verfolgten 
Ls erschien daher nothwendig, die von Wundt und von v. Kries 
und Auerbach angestellten Versuche in größerer Zahl zu wieder- 
1) Pflüg. Arch. VII. S. 625 ff. 
2 Pflüg. Arch. VII. S. 618 ff. 
3) Phys. Psych. Bd. II. S. 227. 
4; Arch, für Anat. und Phys. Jahrg, 77. g. 317
	        
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