Volltext: Die Wirkung akustischer Sinnesreize auf Puls und Athmung, Schluss (11)

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Paul Mentz. 
Da die Töne als nicht in musikalischen Verhältnissen stehende 
Zungenpfeifentöne dem Reagenten ungewohnt sein mussten, so war 
hier das Festhalten der ersten Tonhöhe ein ziemlich anstrengendes 
wie auch die beträchtliche Verkürzung beweist. Auch beim Auf¬ 
treten des zweiten Reizes war die Anstrengung der Aufmerksamkeit 
nicht gering, um mittels irgend welcher helfender Merkzeichen 
eine Reproduction des ersten Reizes und dadurch die weitere eines 
»höher« oder »tiefer« in sich entstehen zu lassen. Ein solches 
Merkzeichen konnte z. B. die Innervation von Muskeln durch den 
Reiz sein, etwa der zum Hören oder zum Singen dienenden. So 
verbirgt sich auch hier wieder unter demselben Wort, nämlich 
»Vergleichen«, ein verschiedener psychologischer Thatbestand: nur bei 
der ersten Tonhöhe der ganzen Trommel, als der Reiz noch neu 
war, fand sich hier eine Verlängerung, sonst aber durchweg eine 
auf willkürliche Aufmerksamkeit hinweisende Pulsverkürzung. 
In weiteren Beispielen wurde als Aufgabe »Kopfrechnen« ge¬ 
nommen, um bei dem Reagenten »willkürliche Aufmerksamkeit« 
herbeizuführen. Schon vielfach wurde dasselbe bereits von Physio¬ 
logen als Aufgabe gewählt, doch hat es nicht an Einwänden 
gefehlt, welche die dabei auftretende Verkürzung oder sonstige Puls¬ 
änderung auf Nebenaffecte zurückführen wollten, die mit der Sache 
eigentlich nichts zu thun hätten. Wenn diese Ein wände einigen 
Grund gehabt zu haben scheinen, so lag dies jedoch an der bisher 
meist angewandten Sorglosigkeit bei der Anstellung solcher Versuche 
und der Nichtberücksichtigung etwaiger aus der Lust, Unlust und den 
Aifecten entstehender Fehlerquellen, wie wir schon bei den Pupillen¬ 
versuchen von Schiff und Foà zu bemerken Gelegenheit hatten. 
Will man z. B. bei der Aufforderung zum »Multipliciren« beim 
Reagenten ungehörige Nebenaffecte vermeiden, so muss vor allem 
diese Aufforderung in ruhigem Tone geschehen. Es muss ferner 
der Reagent bereits an Versuche einfacherer Art gewöhnt und dem¬ 
nach im Stande sein, sowohl vor als nach den Reizen durchaus 
»indifferent« zu sein. Es wird ferner bei derartigen Versuchen von 
Nutzen sein, wenn das Verhältniss des Reagenten zum Experimen- 
tirenden nicht etwa das des Schülers zum Lehrenden ist, da sonst 
zu leicht Ehrgeiz und dergleichen beim Reagenten auftritt, sondern 
mehr ein Verhältnis der Gleichstellung, bei dem die Furcht vor
	        
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