Die Wirkung akustischer Sinnesreize anf Puls und Athinung.
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in Mitleidenschaft gezogen. Selbst über Bewegungen des Foetus
liegen bei Féré1) mehrere Mittheilungen vor, und ist dieselbe bei
stärkeren Affecten den Aerzten bereits lange bekannt. Schließlich
sei noch an die Pupillenwirkungen in den verschiedenartigen Fällen
erinnert, doch gehen diese sehr wahrscheinlich zum Theil erst in¬
direct durch Vermittlung der Gefäßinnervation vor sich.
Jedenfalls geht aus allem diesem hervor, dass man mit Féré2)
die Wirkungen von Empfindungen, Lust, Unlust, Affecten,
willkürlicher Aufmerksamkeit sich im Organismus viel
weiter verbreitet vorstellen muss, als man bisher geneigt
war. Leider ist aber das Material in dieser Beziehung noch sehr
lückenhaft und zum Theil auch wegen des Mangels an psychologi¬
scher Analyse der Beobachtungen unzuverlässig.
Wenn nun auch bei weiterer Sammlung der hierhergehörigen
Thatsachen einerseits die Masse des zu Erklärenden für die Phy¬
siologie und Psychologie wächst, so wird doch andererseits durch
solche Untersuchungen die Aussicht eröffnet, mit der Zeit ein
eingehenderes und einheitlicheres Verständniss der Vorgänge zu
gewinnen, als es bis jetzt möglich gewesen ist. Hierzu stehen aber
im Ganzen noch folgende Wege offen: Im Gebiet der Kreis¬
laufsversuche sind, wie es in vorliegender Arbeit in Bezug
auf das akustische Gebiet versucht worden ist, auch die
anderen Sinnesgebiete möglichst gründlich durchzuarbeiten. Da¬
bei wird es sich empfehlen, die von Benedict, v. Kries und
v. Frey empfohlene multiple Pulsschreibung anzuwenden, d. h. das
Ansetzen mehrerer Instrumente an passenden Körperstellen, weil nur
so umfassende Auskunft über den Zustand des ganzen Kreislauf¬
systems gewonnen werden kann. Auch multiple Athemschreibung
ist wünschenswerth, z. B. außer mit dem Pneumatographen mit dem
Bert’schen Zirkelstethographen oder Kronecker’s und Marck-
wald’s Zwerchfellhebel, da ja, wie jeder Gesangs- und Decla-
mationslehrer weiß, beim Athmen, entsprechend der großen Zahl
der verwerthbaren Muskeln, große individuelle Verschiedenheiten
vorhanden sind.
1) a. a. O. S. 95 ff.
2) a. a. O. S. 58, 71, 81 f., 104, 118.
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