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Paul Menti.
2. Bei ausgesprochener Lust oder Unlust an der Quali¬
tät Pulsverlängerung hei vollkommenen Consonanzen, namentlich
wenn noch Lust am Abschluss hinzukam, und Pulsverkürzung bei
starken plötzlichen Dissonanzen.
3. Beim Uebergang der willkürlichen Aufmerksamkeit
in unwillkürliche abnehmende Pulsverkürzung oder gar Puls¬
verlängerung, bei leichten Uebergängen, bei Wiederholungen inner¬
halb der Compositionen selbst, z. B. als Modulation in der Quinte,
wozu dann noch die Lust an der Leichtigkeit kommt, und überhaupt
bei Wiederholung von ganzen Compositionen in kurzer Zwischenzeit
z. B. nach einigen Minuten.
Bei der Auffassung selber zeigte sich ferner die Lust an der
Abwechslung und, schon früher in zwei Fällen gefunden (Bei¬
spiel' 28 und 29), die Lust am Abschluss. Es wirft dies ein
Licht auf ein noch unklares Gebiet der Aesthetik, für die ja über¬
haupt diese Ausdrucksmethode von Wichtigkeit werden kann. Bis¬
her hat man immer von der Forderung der »Einheit und Mannig¬
faltigkeit« bei Kunstwerken gesprochen, ohne sich klar zu werden,
wie zusammengesetzt sie eigentlich ist. Zunächst setzt diese Forde¬
rung nämlich voraus, dass überhaupt etwas da sei, was in uns Er-
lebniss wird oder Thätigkeit ist, und dem entspricht die Lust an
der Thätigkeit oder dem Erlebniss, die sicherlich zum Theil
bei der durch einfache Geräusche, Töne und Klänge (Capitel III)
hervorgehrachten Pulsverlängerung mitwirkt. Es geht namentlich
aus den Geschmacksversuchen hervor, dass, wenn nur die Intensi¬
tät eine gut gewählte ist, zunächst mit einer Empfindung immer
Lust verbunden ist, und dies entspricht auch der Grant Alien-
Lehmann’sehen Auffassung1). Auf der anderen Seite entspricht
ihr die Unlust bei gezwungener Unthätigkeit oder der durch zu
lange Dauer hervorgebrachten Eintönigkeit eines Reizes, die oben
auch als Pulsverkürzung beobachtet wurde.
Dazu kommt die Lust am Wechsel oder an der Abwech selung,
welche aus dem Vorigen mit Hinzunahme der eben geschilderten
Thatsache der Abstumpfung hervorgeht. Ein Wechsel bringt
1) Grant Allen, Physiological Aesthetics. London 1877. S.21. Lehmann,
a. a. O. S. 156 ff.