Die Wirkung akustischer Sinnesreize auf Puls und Athmung. 593
sowohl auftraten, als diese Composition mit strengem Einhalten des
Taktes vorgespielt wurde, wie alle vorigen, als auch dann, wenn
sie acht Tage später nach der Forderung Liszt’s und Wagner’s1) im
Sinne des »vollkommensten Ausdruckes« gespielt wurde. Ja es waren
sogar im zweiten Falle die Pulsänderungen durchweg geringer, weil
ein solches Spielen für unsere Zwecke der Pulsmessung alles zu
sehr in Stimmung und Affect auflöst und demnach gleichsam das
Normale innerhalb des Stückes fehlt, von dem aus sich die Puls¬
änderungen erst deutlich abzeichnen.
Dasselbe ließ sich auch bei dem zweimaligen Spielen des Ser¬
bischen Volkstanzes, schon als Beispiel 77 angeführt, bei den ge¬
nannten zwei Arten des Vortrags erkennen. Es braucht wohl kaum
erwähnt zu werden, dass auch hier die Pulswirkungen dieselben
waren, wie in den weiter ausgeführten Beispielen. So war z. B.
Pulsverlängerung vorhanden bei einer ansprechenden vorschlagähn¬
lichen Wendung, sodann beim Beginn einer Wiederholung inner¬
halb der Composition, sodann beim Beginn einer Modulation in der
höheren Quinte, sodann beim Schlussaccord und schließlich noch
bei einem auf den Anfang der Composition wiederum überleitenden,
Abwechslung und Erholung darbietenden leichten Lauf.
Was schließlich die Wirkung auf den Athem betrifft, so war
dieser in allen diesen Fällen, selbst als im Sinne des vollkommen¬
sten Ausdruckes gespielt wurde, erstaunlich regelmäßig durch die
ganzen Compositionen hindurch, entsprechend dem gleichmäßigen
Genüsse und der gleichmäßigen Aufmerksamkeit der Beagenten.
Nur bei dem Beetho ven’schen Trauermarsch zeigte sich ganz gegen
den Schluss hin in beiden Fällen eine deutliche, schräg nach oben
zu steigende Niveauerhöhung des Athems als einzige Unregelmäßig¬
keit, welche nach so viel Schwerem sicherlich als eine innerliche
Erleichterung und sehr lebhafte Lust an der schließlichen Vollen¬
dung zu deuten ist.
Demnach waren folgende Einzelwirkungen auf den Puls
vorhanden :
1. Bei bedeutenden Intensitätsänderungen, nämlich bei
crescendo, sforzando, forte, fortissimo Pulsverlängerung.
1) a. a. O.