Ueber unwillkürliches Flüstern.
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worum es sich handelte; zur Klarlegung solcher und anderer Ver¬
hältnisse, die später erwähnt werden sollen, dienten uns mehrere
vorläufige Versuchsreihen, wobei zugleich entschieden wurde, wel¬
cher der nachstehenden drei Flüstermethoden der Vorzug gegeben
werden sollte.
Als Methode konnte das gewöhnliche Flüstern natürlich gar
nicht in Betracht kommen. Aber ein leises, deutliches Flüstern
kann sehr wohl auf andere Weise erreicht werden. In der Haupt¬
sache sind drei mögliche Flüstermethoden zu unterscheiden. Nennen
wir sie a, b und c. Man wird dann folgendes Schema aufstellen
können:
Mund offen beim Flüstern.
Methode a. Eine ungezwungene ganz unschuldig aussehende
Mundstellung wird angenommen. Die Lippen sind ca. 1/i cm von
einander entfernt. Die Respirationsluft entweicht sowohl durch
den Mund als auch durch die Nase.
Methode b. Mundstellung wie Methode a. Die Lippen be¬
rühren sich fast, nur ein ganz schmaler Spalt bleibt übrig; die
oberen Schneidezähne berühren die Unterlippe leicht (wenigstens
geschieht dies bei mir). Die Exspirationsluft entweicht theils durch
die Lippenspalte, aber hauptsächlich durch die Nase.
Mund geschlossen.
Methode c, nasale Methode. Mundstellung wie bei au. b.
Lippen sind geschlossen während der ganzen Zeit. Die Exspirations¬
luft entweicht ausschließlich durch die Nase.
Es wurde immer nur das Exspirationsflüstern angewandt.
Bei allen drei Methoden geschah die Articulation der Worte
dermaßen, dass die normalen Sprechbewegungen in solchem Um¬
fange ausgeführt wurden, als es ohne bemerkbare äußere Bewe¬
gungen geschehen konnte. Bei dem normalen Flüstern geschieht
ja eine ganze Reihe von Bewegungen, die größtentheils äußerlich
sichtbar sind, so z. B. Bewegungen des Kehlkopfes, des Mund¬
höhlenbodens, der Lippen etc. ; dies alles musste auf ein Minimum
beschränkt werden, und es können in der That, wie sich jeder
selbst davon überzeugen kann, alle äußeren Bewegungen erstaunlich
herabgedrückt werden, ohne dass die Deutlichkeit der Sprache
(eigentlich des Flüsterns) in gleicher Proportion leidet, wenn man