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F, C. C. Hansen und Alfr. Lehmann.
im Verhältnis zum Agenten, eine Uebertragung der »Gedanken«
von einem Zimmer zum anderen sehr wohl möglich machen würden.
Ein exacter Beweis hierfür kann wohl im Augenblicke nicht geführt
werden. Diese Annahme ist aber zweifelsohne die natürlichste, so
lange es nicht gelingt, Gedanken unter Verhältnissen zu übertragen,
wo jede Möglichkeit eines Flüsterns ausgeschlossen ist.
II. Phonetische Studien über die nasale Flüsterstimme mit
besonderer Berücksichtigung der hei den sogenannten Gedanken¬
übertragungen vorkommenden Verwechselungen.
Nachstehender Artikel enthält den Versuch, eine physiologisch¬
psychologische Erklärung der bei den Flüsterversuchen vor¬
kommenden Zahlenverwechselungen, über deren allgemeine Bedeu¬
tung Hr. Dr. Lehmann soeben berichtet hat, wenigstens der
Hauptsache nach zu geben. Außerdem werde ich die verschiedenen
Flüstermethoden sowie deren Bedeutung näher erörtern.
1.
Das normale Flüstern entsteht, wie Czermak1) durch seine
laryngoskopischen Untersuchungen dargetlian hat, auf folgende
Weise.
Indem die Exspirationsluft durch die in »h-Stellung« (diesen
Ausdruck gebraucht Czermak) verengte Glottis streicht, wird je
nach Enge und Form der Stimmritze, sowie Stärke des Exspirations¬
druckes ein rauherer und stärkerer oder sanfterer und schwacher
h-Laut erzeugt, ein Eeibungsgeräusch, das den Ton der Stimme
ersetzt, während die Articulation ganz wie beim lauten Sprechen
durch verschiedene Form der Mundhöhle, Stellung des Gaumensegels,
der Zunge und Lippen erfolgt.
Diese Abstufungen, deren das specifische Flüstergeräusch
fähig ist, sind für gewöhnlich nicht so sehr von Belang; weil
sie aber unter speciellen Umständen, z. B. in einigen
unserer Versuche, ziemlich große Bedeutung bekommen,
gebe ich hier zwei Skizzen, aus denen ersichtlich, wie große Unter-
1) Sitzungsberichte der Wiener Akademie. Math.-Naturw. Classe. Bd. LII. 2.
S. 623—641. 1865. — Dieselben Berichte. Bd. XXIX. 1858. S. 557—585.