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F. C. C. Hansen und Alfr. Lehmann.
den übrigen Personen, die experimentelle Arbeiten in diesem
Gebiete ausführten, fehlte offenbar theils die wissenschaftliche
Bildung, theils die Uebung im Experimentiren, so dass sie kaum
mehr geleistet haben, als werthloses Material aufzuspeichern. Die
Sache liegt somit noch völlig im Dunkeln. Dabei können wir aber
nicht stehen bleiben. Denn selbst wenn man annimmt, — wie es
wohl die meisten kritischen Forscher thun — dass die Uebertragung
der Gedanken nur ein Scheinphänomen ist, so hat doch dieser
Schein auch eine Ursache, welche aufzuspüren eine Aufgabe der
Psychologie sein muss. Hinsichtlich dieser Frage sind wir aber
vorläufig nur auf Hypothesen hingewiesen. Die Annahme der
Spiritisten kann man ohne Schaden bis auf Weiteres unberück¬
sichtigt lassen, weil die spiritistischen Imponderabilien zu schlecht
definirt sind, um von der Wissenschaft verwerthet werden zu
können. Uebrig bleibt wohl also nur die Annahme, dass die so¬
genannte Uebertragung von »Gedanken« durch irgend eine bekannte
oder unbekannte Form der Energie zu Stande komme. Damit ist
aber ein weites Feld für neue Versuche in diesem Gebiete geöffnet.
Man wird z. B. an die Wellenbewegung irgend eines Mediums
denken können. Alle bisher untersuchten Wellenbewegungen:
Licht, Schall, strahlende Wärme und Elektricität, werden aber von
Metallspiegeln zurückgeworfen, und die noch unbekannten — wenn
es solche gibt — werden davon wahrscheinlich keine Ausnahme
machen. Durch Hohlspiegel wird man also hoffentlich auch die
»Gedanken« in einem entfernten Punkte so stark concentriren
können, dass die Versuche, die gewöhnlich nur ausnahmsweise ge¬
lingen, eine weit größere Procentzahl richtiger Fälle aufweisen
werden, womit die Möglichkeit gegeben wäre, die Gesetze dieser
Erscheinung zu finden.
Eben diesen Weg habe ich nun eingeschlagen, um nähere Auf¬
schlüsse über die Gedankenübertragung zu gewinnen. Zwei sphä¬
rische, metallene Hohlspiegel wurden hergestellt. Ihr Krümmungs¬
radius ist 54 cm, und jeder Spiegel macht einen so großen Theil
der Kugelfläche aus, dass der Brennpunkt des Spiegels eben in der
Oeffnung desselben liegt; die Querlinie der Oeffnung misst somit
ungefähr 90 cm. Die Spiegel wurden einander gegenübergestellt,
die Achsen in dieselbe gerade Linie mit einer Entfernung von 2 m