Volltext: Ueber unwillkürliches Flüstern (11)

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F. C. C. Hansen und Alfr. Lehmann. 
ten Form der Energie im Gehirn des Empfängers direct Gesichts¬ 
bilder hervorgerufen haben. Sie folgern dieses daraus, dass die 
begangenen Verwechselungen wenigstens theilweise dem Anschein 
nach auf undeutliches Wahrnehmen von Gesichtsbildern hindeuten. 
A priori lässt sich diese Möglichkeit nicht abweisen. Es hat keine 
Schwierigkeit Hypothesen aufzustellen, welche eine Uebertragung 
der Gesichtsbilder von einem menschlichen Gehirn auf ein anderes be¬ 
greiflich machen. In Analogie mit der elektrischen Induction ließe 
sich z. B. eine nicht gar zu gewagte Erklärung aufstellen, indem 
ja auch die psychophysischen Processe von elektrischen Verände¬ 
rungen begleitet sind. Immerhin wird es doch rathsam sein, ehe man 
zu hypothetischen Erklärungen greift, zu untersuchen, ob die gefun¬ 
denen Verwechselungen wirklich als ungenaue Gesichtswahr¬ 
nehmungen gedeutet werden müssen. In der sonst sehr sorgsamen 
Arbeit haben die Verff. diese Frage recht oberflächlich behandelt. 
Eine zuverlässigere Beantwortung der Frage wird offenbar erreicht 
werden können, wenn man Versuche darüber anstellt, welche Ver¬ 
wechselungen bei schnellem und deshalb ungenauem Lesen von 
Zahlen gewöhnlich Vorkommen. 
Um diese Versuche mit den englischen möglichst vergleichbar 
zu machen, habe ich gedruckte, zweistellige Zahlen benutzt von 
genau derselben Größe und Form wie diejenigen, die in »Procee¬ 
dings« Vol. 6 pag. 131 abgebildet sind und zu den Gedankenüber¬ 
tragungen benutzt wurden. Solche Zahlen wurden, auf Carton¬ 
streifen angebracht, mittelst eines Cattell’schen Fallchronoskops 
einem Beobachter eine so kurze Zeit gezeigt, dass er sie nicht mit 
Sicherheit lesen konnte. Es zeigte sich übrigens bald, dass es nicht 
möglich war, mit dem gewöhnlichen Fallchronoskop die nöthige 
Schnelligkeit zu erreichen, um das Lesen einer zweistelligen Zahl 
unsicher zu machen. Es wurden deshalb zwei solche Zahlen auf 
jedem Cartonstreifen angebracht, und nun gelang es dem Beobachter 
durchschnittlich zwei Ziffern, zuweilen drei, zuweilen nur eine richtig 
zu lesen. Sämmtliche zweistellige Zahlen waren auf den Carton¬ 
streifen, je zwei und zwei, mit einander combinirt. Mit diesem 
Apparate wurden 250 Versuche angestellt, in welchen ich der Be¬ 
obachter war, und 125 mit Herrn H. als Beobachter. Im Ganzen 
wurden somit 4 mal 375 (= 1500) Zahlen gelesen und hiervon war
	        
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