Volltext: Studien zur Blinden-Psychologie, Fortsetzung (11)

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Theodor Heller. 
und analysirendem Tasten außerordentlich günstig: es bedarf nur 
kleiner Uebergänge, um von einer Tastart zur anderen zu gelangen. 
Die Beobachtung der Tastbewegungen der Blinden wird aber dadurch 
erschwert, dass dieselben mit großer Schnelligkeit erfolgen. Fordert 
man die Versuchspersonen zu einer Verlangsamung ihrer Tast¬ 
bewegungen auf, so ergibt sich häufig die sonderbare Thatsache, 
dass die Blinden unsicher werden und jene Regelmäßigkeit der 
Anordnung ihrer Tastbewegungen vermissen lassen, die unter nor¬ 
malen Umständen sofort auffällt. Dies deutet vielleicht darauf hin, 
dass eine gewisse Raschheit des Ablaufs der Tastvorgänge noth- 
wendig ist, um ihre einheitliche Beziehung zu ermöglichen. Ferner 
sind die Tastbewegungen sicherlich zum Theil automatisch geworden, 
was sich darin äußert, dass dieselben in den Fällen vollkommener 
Tastentwicklung nach einem übereinstimmenden Schema erfolgen, 
ohne dass sich die Blinden hierüber Rechenschaft geben. Aehnlich 
wie der Klavierspieler oder Schreiber in seiner Thätigkeit unsicher 
wird, wenn er jeder seiner Bewegungen mit Aufmerksamkeit folgt, 
so mag auch der Blinde in seinem räumlichen Tasten beirrt werden, 
wenn er den Mechanismus seiner Tastvorgänge beobachtet, wozu er 
sicherlich durch die Aufforderung zu einer Verlangsamung seiner 
Bewegungen angeregt wird. Nur in einem Falle zeigt sich eine 
spontane Herabsetzung der Bewegungsschnelligkeit, nämlich dann, 
wenn man geeignete Versuchspersonen auffordert, Gegenstände in 
Thon nachzubilden. Hierbei erfolgt nothwendig eine besonders 
gründliche Auffassung der Objecte, jeder einzelne Theil erfährt 
eine wiederholte Messung, die Anordnung der Tastbewegungen lässt 
jedoch dieselbe Regelmäßigkeit erkennen wie unter gewöhnlichen 
Verhältnissen. 
In Bezug auf die Tastbewegungen ergeben sich bei verschie¬ 
denen Blinden nicht selten bemerkensweTthe Unterschiede, welche 
darauf hindeuten, dass nicht alle Blinden die gleiche Vollkommen¬ 
heit der Tastentwicklung zu erreichen im Stande sind. Da wir nun 
unserer Betrachtung jene Tastart zu Grunde legen wollen, welche 
einer präcisen Raumauffassung entspricht, so werden wir schon an 
dieser Stelle jene Momente erörtern müssen, die bei der Auswahl 
der Blinden maßgebend waren. Hier haben wir zunächst die Frage 
zu beantworten, auf welche Weise eine Contrôle der Tastvorstellungen
	        
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