Volltext: Studien zur Blinden-Psychologie, Fortsetzung (11)

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Theodor Heller. 
Die Praxis des Blindenunterrichts hat nun alle diese Ver¬ 
besserungen abgelehnt und sich für die unveränderte Beibehaltung 
der ursprünglichen Br ai Ile’sehen Symbole mit geringen Verschie¬ 
bungen, wie sie die verschiedenen Sprachen erforderlich machen, 
endgültig entschieden. Neuerer Zeit tritt das Bestreben hervor, 
dem Blinden eine Kurzschrift zu ermöglichen, indem durch Ver¬ 
wendung des phonetischen Princips und durch Einführung von 
Abbreviaturen für die gebräuchlichsten Worte eine Zusammen- 
drängung des Inhalts auf einen geringeren Raum herbeigeführt 
werden soll. Eine endgültige Entscheidung über die Fragen der 
Kurzschrift bleibt noch der Zukunft Vorbehalten. 
Da für den Verkehr der Blinden mit Sehenden sich die 
Klein’sche Schrift als nicht völlig ausreichend erweist, so hat man 
in den französischen Blindenanstalten das von Weißenburg 
angewendete Verfahren beibehalten. In den deutschen Blinden¬ 
anstalten findet jedoch zumeist die von dem Blindenlehrer Hebold '} 
vervollkommnte Schreibtafel Anwendung. 
Die zur Befestigung des Papiers dienende Holztafel ist hier 
von einer Metallfassung umgeben, in deren zu beiden Seiten befind¬ 
lichen Lücken die Fortsätze des Lineals eingreifen können, das in 
regelmäßigen Abständen 24 bis 44 rechteckige Ausnehmungen ent¬ 
hält. Die Seiten der Ausnehmungen sind wieder durch Einkerbungen 
genau in die Hälften getheilt, und diese bieten dem Griffel, der 
sich nicht den Kanten entlang bewegt, Ansatzpunkte. Auf diese 
Weise können 26 Zeilen geschrieben werden, die Anzahl der Zeilen 
verdoppelt sich jedoch bei den kleinsten Buchstaben, bei deren 
Anwendung das Blechlineal das Schreiben zweier Zeilen ohne Ver¬ 
schiebung ermöglicht. Da das HeboldschTeiben nur bei möglichster 
Ausnutzung des Raumes gegenüber der Kleinschrift bemerkenswerthe 
Vortheile bietet, den meisten Blinden aber die Anfertigung kleiner 
Buchstaben sehr erhebliche Schwierigkeiten bereitet, die sich darin 
äußern, dass die Schrift für Sehende kaum lesbar wird, so dürfte 
die neuerdings geplante Einführung der Schreibmaschinen mit 
Klaviatur die schwerfällige Heboldschrift wohl bald aus den Blinden¬ 
schulen verdrängen, um so mehr, als hierdurch dem Blinden neue, 
1) E. Hebold, Schreibschule für Blinde, Berlin 1859.
	        
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