Volltext: Ueber geometrisch-optische Täuschungen [In drei Teilen] (11)

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Armand Thiéry. 
Hering beobachtete z. B., dass die Stereoskopie der Ansicht ge¬ 
ringer wird, wenn beide Linien geneigt sind. Dass die Täuschung 
proportional der stereoskopischen Ansicht ab- und zunimmt, geht 
aus unsern Untersuchungen hervor. Wenn die Parallelen, wie in 
den vorhergehenden Versuchen, eine Rotation um 30° oder 120° 
erleiden, so vermindert sich die Association, welche uns diese Linien 
in einer vom Beobachter gleichweit entfernten Ebene sehen lässt; 
denn nun liegen die Parallelen schräg im Verhältniss zu der trans¬ 
versalen Linie, welche bei 30° vertical, bei 120° horizontal geworden 
ist, und wir haben gesehen, dass mit schrägen Linien der Eindruck 
verknüpft ist, als seien ihre Enden in ungleicher Entfernung vom 
Beobachter. 
Größe der Schenkel der Transversalen. In den Ver¬ 
suchen von Recklinghausen und Hering wird die stereo¬ 
skopische Ansicht noch schärfer sichtbar, wenn das Auge sich auf 
den Ort heftet, wo die Geraden sich schneiden, ebenso in dem 
oben citirten Versuche, welchen Helmholtz an der Zöllner- 
schen Figur anstellte. Die Täuschung wurde erzeugt, wenn das 
Auge sich auf die Achse heftete, welche Hauptstreifen schnitt. 
Aus demselben Grunde, wie in den Versuchen von Helmholtz, 
vergrößert sich die Täuschung, welche die senkrechten Distanzen 
überschätzen lässt, wenn man in der Mitte der senkrechten Distanz 
eine horizontale Linie in Kreuzesform anbringt (Wundt). Wenn 
nun aber eines der Stücke kurz (2,5 cm) und das andere sehr 
lang (7,5 cm) ist, werden die Augen nicht die mittlere Lage inne¬ 
halten, welche den Punkten entspricht, in denen die Parallelen die 
Transversalen schneiden, vielmehr werden sie die ganze Transver¬ 
sale durchlaufen, und dies erklärt, dass dieser Fall einem Minimum 
der Täuschung entspricht. Bringt man in der Richtung der Trans¬ 
versalen zwei Gegenstände an, welche man fixirt, z. B. die zwei 
Zeigefinger, so verschwindet die Täuschung fast ganz, wenn man 
sich bestrebt, die Transversale zu durchlaufen und dabei zuerst den 
Finger zu fixiren, von welchem man ausgeht, und dann denjenigen, 
bei welchem man ankommt. Ebenso haben wir gesehen, dass die 
Täuschung der Zöllner’schen Figur bedeutend abnimmt, wenn man 
dieselbe in der Richtung der Hauptstreifen durchläuft. Verlängert 
man die Transversalen (Fig. 19), so kann man die vom Scheitel-
	        
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