Volltext: Ueber geometrisch-optische Täuschungen [In drei Teilen] (11)

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Armand Thiéry. 
Ende nach rückwärts bez. nach vorn liegt, und zwar so, dass das 
Prisma nicht vertical steht, sondern um eine horizontale Achse eine 
nach hinten bez. vorn gerichtete Drehung erfahren hat. Gewöhn¬ 
lich bringt man die Zeichnung in eine annähernd zur Visirebene 
senkrechte Lage, dann ist natürlich diese zweite Auffassung der 
Figuren vorhanden. Dagegen ist die erste Auffassung, bei der die 
Prismen vertical stehen, vorwiegend, wenn Figur 4 von untep und 
Figur 5 von oben gesehen wird. Betrachtet man umgekehrt Figur 4 
von oben und Figur 5 von unten, so erscheinen beide als Hohl¬ 
prismen, an denen die vordere Kante und die ihr anliegenden 
Flächen fehlen. Dem entsprechend erscheint Figur 6 in beiden 
Fällen wie eine gefaltete spanische Wand: beim Blick von oben ist 
hierbei die Kante links von dem Beschauer weggekehrt, die Kante 
rechts ist ihm zugekehrt; beim Blick von unten dagegen ist jene 
convex, während diese concav ist. Die Kanten selbst sind aber in 
allen diesen Fällen vertical gestellt, parallel der Ebene des Papiers. 
Ein Versuch von A. Guye1) liefert die experimentelle Bestäti¬ 
gung unserer Erklärung. »Ich habe nachgewiesen«, sagt Guye, »dass 
im Augenblicke, wo die Täuschung in dieser Weise durch passende 
Neigung der Zeichnungsebene zur Visirlinie verschwindet und der 
objective Parallelismus der Längsstreifen offenbar wird, gerade dann 
eine andere Erscheinung hinzutritt. In diesem Augenblicke sieht 
der Beobachter die Figur wie perspectivisch gezeichnet, die trans¬ 
versalen Linien sehen aus wie senkrecht zu den Längsstreifen stehend, 
und scheinen in Ebenen projicirt, die mit der Ebene des Blattes 
einen Winkel von 45° bilden, in der Weise, dass sie sich abwechselnd 
oberhalb und unterhalb der Ebene des Blattes schneiden.« Dieser 
Versuch von Guye scheint uns auch in diesem Falle die von uns 
vertheidigte Meinung direct zu bestätigen. Man kann an der Treppe 
(Fig. 7) denselben Einfluss hervorrufen. Wenn wir uns zur Treppen¬ 
figur eine schräge Ebene hinzudenken, welche die Ebenen der 
Treppenstufen parallel zu den Scheiteln der Flächenwinkel schneidet, 
so entspricht diese schneidende Ebene der Papierfläche in dem Ver¬ 
suche von Guye. Die Durchschnittslinien dieser schneidenden Ebene 
bilden mit den Ebenen der Treppen die geraden Hauptstreifen der 
1) a. a. O. S. 12. Vergl. oben S. 314.
	        
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