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Gotti. Friedr. Lipps.
Verfügung steht. So ist z. B. schon die Möglichkeit der Zusammen¬
setzung von Lauten zu Wörtern und die Herstellung von Schrift¬
zeichen eine unbegrenzte.
Wenn somit die Ausgestaltbarkeit der Normalreihe nicht be¬
zweifelt werden kann, so scheint dagegen das Festhalten derselben
schlechterdings unmöglich zu sein. Denn man kann die Reihe
doch nur gedächtnissmäßig festhalten, da der Zusammenhang zwischen
der Beschaffenheit der Reihenglieder und der durch dieselben mar-
kirten Stellen in der Reihe nicht durch das Denken begründet,
sondern an und für sich willkürlich ist. Das Gedächtniss kann
aber die Reihe nur, soweit sie thatsächlich Glied für Glied erzeugt
ist, festhalten und ist dabei überdies Schranken unterworfen, die es
hindern, mit der Erzeugung der Reihe Schritt zu halten. Man ist
daher nicht einmal im Stande, die Folge der Reihenglieder, soweit
sie als thatsächlich im Bewusstsein vorliegend gedacht werden
kann, zu fixiren; noch weniger vermag man dies bezüglich der
unbegrenzten Reihe, da dies die doppelte Unmöglichkeit bedingen
würde: einmal die Fortsetzung der Reihe ins Unbegrenzte als eine
vollendete Thatsache anzunehmen, sodann die endlose Folge der
Reihenglieder im Gedächtniss aufzubewahren.
Es ist folglich unmöglich, die Normalreihe dadurch herzustellen,
dass jedem Gliede willkürlich ein irgendwie bestimmter individueller
Bewusstseinsinhalt zugeordnet und diese Zuordnung durch das Ge¬
dächtniss fixirt wird. Vielmehr muss betont werden, dass auf diese
Weise nur ein Anfang der Normalreihe gewonnen wird, der zwar
je nach der vorhandenen Stärke des Gedächtnisses mehr oder minder
weit sich erstrecken kann, der aber jedenfalls mit irgend einem Gliede
abbrechen muss.
Daraus folgt jedoch nicht, dass die Herstellung der Normalreihe
überhaupt unmöglich ist. Es zeigt sich nur, dass dieselbe ein noch
ungelöstes Problem darstellt, zu dessen Lösung ein Mittel
gefunden werden muss, um die durch die Natur des Ge¬
dächtnisses gezogenen Schranken zu überwinden.
§ 8.
Zu diesem Zweck muss eine gedächtnissmäßig fixirte Folge
von Bewusstseinsinhalten zu Grunde gelegt werden. Denn es können