Untersuchungen über die Grundlagen der Mathematik. 269
Art und das unaufhebbare Fundament jeglicher Reihen¬
bildung.
Auf Grund der angegebenen Eigenschaften erhellt jedoch bloß
'der wissenschaftliche Charakter der Normalreihe im allgemeinen,
während ihre besonderen Eigenschaften, durch welche sie von den
Ausgestaltungen anderer Denkformen unterscheidbar wird, natur¬
gemäß nur auf den Besonderheiten, die das reihenformige Fort¬
schreiten von einem Apperceptionsakt zum anderen bedingt, beruhen
können.
Diese Besonderheiten bestehen wesentlich darin, dass in dem
Aneinanderreihen von Apperceptionsakten eine und dieselbe Denk-
thätigkeit sich wiederholt, die durch das Vorhandensein von Be¬
wusstseinsinhalten im Bewusstsein geweckt wird.
Da die Denkthätigkeit gedeckt wird, so kann sie nicht als
schlechthin existirend gedacht werden, sie muss vielmehr einen
Anfang haben. Die Normalreihe muss daher mit einem Gliede
— dem Anfangsgliede — beginnen.
Zu einem Aufhören der einmal begonnenen Denkthätigkeit
liegt jedoch kein Grund vor. Ein solcher wäre nur dann vorhan¬
den, wenn es sich um das Erfassen eines irgendwie bestimmten
und darum auch begrenzten Systems von Bewusstseinsinhalten han¬
deln würde. Es wird jedoch nicht die eine oder die andere Art
von Bewusstseinsinhalten, sondern das Vorhandensein von Bewusst¬
seinsinhalten als solches zu Grunde gelegt, und dies erweist sich
der Reflexion als ebenso unbegrenzt und unendlich wie das Be¬
wusstsein selbst. Die Normalreihe muss daher ohne Ende
fortsetzbar gedacht werden.
Da ferner die Wiederholung ein und derselben Denkthätigkeit
die ganze Reihe erzeugt, so sind alle Glieder gleichwerthig, insofern
ein jedes derselben einem Apperceptionsakt sein Dasein verdankt.
Es ist auch der Zusammenhang der Glieder allenthalben von gleicher
Art, insofern jedes Glied in gleicher Weise wie jedes andere die
Voraussetzung für das Fortschreiten zum folgenden bildet und —
mit alleiniger Ausnahme des Anfangsgliedes — die Folge des vor¬
hergehenden ist. Die Normalreihe muss daher als gleich¬
artig oder homogen gedacht werden, so dass sie außer dem
Anfangsglied kein ausgezeichnetes Glied besitzt.