Volltext: Untersuchungen über die Grundlagen der Mathematik, Fortsetzung zu Band X, S. 202 (11)

Untersuchungen über die Grundlagen der Mathematik. 267 
die anschauliche Ordnung der Objecte nicht in Betracht kommen 
soll, und wenn der Einfachheit wegen die Objecte mit specifisch 
psychologischen Qualitäten behaftet vorausgesetzt werden. 
Werden nun in dieser Weise die einzelnen Apperceptionsakte 
kenntlich gemacht, so kann auch ihre Aneinanderreihung bewusster 
Weise erfasst werden. Zwar ist — was nicht außer Acht gelassen 
werden darf — bezüglich der Denkthätigkeit sowohl jedes Glied 
der Reihe als auch jedes Fortschreiten von einem Gliede zum fol¬ 
genden gleicjjiwerthig mit jedem anderen. Aber mit Rücksicht auf 
die appercipirten Objecte ist jedes Glied und ebenso jedes Fort¬ 
schreiten ein individuelles Glied und ein individuelles Fortschreiten, 
das dem Gedächtniss eingeprägt und so festgehalten werden kann. 
In Folge dessen kann nunmehr jedem einzelnen Gliede die Be¬ 
deutung zuertheilt werden, den Uebergang von einem vorhergehen¬ 
den zu einem nachfolgenden zu vermitteln. Die appercipirten 
Objecte dienen dann als Träger der Merkmale der Reihen¬ 
form und ordnen sich zu einer gedächtnissmäßig fixirten 
Reihe im Bewusstsein zusammen, in welcher der Zusammen¬ 
hang der Denkakte erfasst und festgehalten wird. 
Diese Reihe wurde schon im Anschluss an die Charakterisirung 
der logischen Ordnung gewonnen, als es sich darum handelte, an 
den Producten der logisch ordnenden Denkthätigkeit bloß die im 
reihenförmig fortschreitenden Denken begründeten Merkmale hervor¬ 
treten zu lassen. Sie ist daher, im Einklang mit den an jener Stelle 
gemachten Festsetzungen, als Normalreihe zu bezeichnen. Dort ergab 
sie sich jedoch durch einen Abstractionsprocess, der auf Grund 
wiederholter Bethätigung des Denkens im Aneinanderreihen zu¬ 
sammengehöriger Objecte zu einer Verselbständigung der Merkmale 
der Reihenform in der Normalreihe führte. Hier gelangt man da¬ 
gegen unmittelbar zu ihr, da der Denkprocess selbst zum directen 
Gegenstand der Reflexion gemacht wird und die Normalreihe als 
objectives Bild des reihenförmig fortschreitenden Denkens sich dar¬ 
stellt, das nur den Zweck hat, eine erfassbare und fixirbare Dar-, 
Stellung des im Entstehen sofort wieder sich verflüchtigenden 
Denkprocesses zu liefern. Es zeigt sich so, dass die Reflexion 
über die Reihenform des Denkens mit Nothwendigkeit zur 
Normalreihe führt.
	        
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