Untersuchungen über die Grundlagen der Mathematik. 267
die anschauliche Ordnung der Objecte nicht in Betracht kommen
soll, und wenn der Einfachheit wegen die Objecte mit specifisch
psychologischen Qualitäten behaftet vorausgesetzt werden.
Werden nun in dieser Weise die einzelnen Apperceptionsakte
kenntlich gemacht, so kann auch ihre Aneinanderreihung bewusster
Weise erfasst werden. Zwar ist — was nicht außer Acht gelassen
werden darf — bezüglich der Denkthätigkeit sowohl jedes Glied
der Reihe als auch jedes Fortschreiten von einem Gliede zum fol¬
genden gleicjjiwerthig mit jedem anderen. Aber mit Rücksicht auf
die appercipirten Objecte ist jedes Glied und ebenso jedes Fort¬
schreiten ein individuelles Glied und ein individuelles Fortschreiten,
das dem Gedächtniss eingeprägt und so festgehalten werden kann.
In Folge dessen kann nunmehr jedem einzelnen Gliede die Be¬
deutung zuertheilt werden, den Uebergang von einem vorhergehen¬
den zu einem nachfolgenden zu vermitteln. Die appercipirten
Objecte dienen dann als Träger der Merkmale der Reihen¬
form und ordnen sich zu einer gedächtnissmäßig fixirten
Reihe im Bewusstsein zusammen, in welcher der Zusammen¬
hang der Denkakte erfasst und festgehalten wird.
Diese Reihe wurde schon im Anschluss an die Charakterisirung
der logischen Ordnung gewonnen, als es sich darum handelte, an
den Producten der logisch ordnenden Denkthätigkeit bloß die im
reihenförmig fortschreitenden Denken begründeten Merkmale hervor¬
treten zu lassen. Sie ist daher, im Einklang mit den an jener Stelle
gemachten Festsetzungen, als Normalreihe zu bezeichnen. Dort ergab
sie sich jedoch durch einen Abstractionsprocess, der auf Grund
wiederholter Bethätigung des Denkens im Aneinanderreihen zu¬
sammengehöriger Objecte zu einer Verselbständigung der Merkmale
der Reihenform in der Normalreihe führte. Hier gelangt man da¬
gegen unmittelbar zu ihr, da der Denkprocess selbst zum directen
Gegenstand der Reflexion gemacht wird und die Normalreihe als
objectives Bild des reihenförmig fortschreitenden Denkens sich dar¬
stellt, das nur den Zweck hat, eine erfassbare und fixirbare Dar-,
Stellung des im Entstehen sofort wieder sich verflüchtigenden
Denkprocesses zu liefern. Es zeigt sich so, dass die Reflexion
über die Reihenform des Denkens mit Nothwendigkeit zur
Normalreihe führt.