Volltext: Untersuchungen über die Grundlagen der Mathematik, Fortsetzung zu Band X, S. 202 (11)

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Gotti. Friedr. Lipps. 
des appercipirten Objects ein Erkennungszeichen erhalten. Alsdann 
wird das Appercipiren des Objects a als Apperceptionsakt a und 
das Appercipiren des Objects b als Apperceptionsakt b, und so weiter 
zu bezeichnen sein, so dass auch der Uebergang von einem Apper¬ 
ceptionsakt zum anderen durch den Wechsel der appercipirten Objecte 
gekennzeichnet wird. 
Es kann sich jedoch das Bedenken regen, ob wirklich jeder 
beliebige Apperceptionsakt durch das appercipirteJlibject bestimmt 
werden kann. Man kann ja ein und dasselbe Object in mehrfacher 
Auflage im Bewusstsein voraussetzen oder zu wiederholten Malen 
als Gegenstand der Apperception annehmen. Dann würden ver¬ 
schiedenen Apperceptionsakten Objecte mit der nämlichen Qualität 
zu Grunde liegen, so dass sie keine unterscheidende Merkmale 
liefern zu können scheinen. Wenn aber auch die Qualität die 
nämliche ist, so müssen sich die Objecte immerhin in verschiedener 
räumlicher Lage befinden, oder es muss ein und dasselbe Object 
zu verschiedenen Zeiten existirend vorausgesetzt werden. Man hat 
daher nur nöthig, auch die räumliche Lage und die Zeit des 
Existirens als zur Individualität der Objecte gehörig anzusehen, um 
selbst bei sonst gleicher Qualität die Objecte selbst zu Merkzeichen 
der Apperceptionsakte machen zu können. 
Wenn also die appercipirten Objecte mindestens bezüglich ihrer 
räumlichen Lage oder der Zeit ihres Existirens verschieden sein 
müssen, falls sie sonst in jeder Hinsicht übereinstimmen, so zeigt 
sich mit voller Deutlichkeit, dass sie thatsächlich verschieden sein 
müssen, wenn sie überhaupt im Bewusstsein vorhanden sein sollen. 
Verschiedene Apperceptionsakte beziehen sich daher stets 
auf verschiedene Objecte und können durch die letzteren 
charakterisirt werden. 
Dabei kommt lediglich die Thatsache, dass Verschiedenheiten 
vorhanden sind, in Betracht, nicht aber die Art der Verschieden- 
heit. Man würde daher gar nichts gewinnen, sondern bloß Zu- 
fälligkeiten in den Vordergrund stellen, wollte man insbesondere 
in räumlichen oder zeitlichen Verschiedenheiten der Objecte die 
Merkzeichen der Apperceptionsakte suchen. Anderseits ist es 
keine Beschränkung der Allgemeinheit, wenn die Umstände des 
Raumes und der Zeit ganz bei Seite gelassen werden, da principiell
	        
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