Ueber den Einfluss der Gesichtsassociationen etc.
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zuzuschreiben, dass P. und S. in den an der Mitte und an der Außen¬
seite des Handgelenks angestellten Versuchen das Urtheil »horizontal«
mit dem eigentümlich scharfen Eindruck, der über dem Knochen
oder der Sehne entsteht, associirten. An der Innenseite sind diese
scharfen Eindrücke nicht möglich, in Folge dessen mögen hier manche
horizontalen Reize als verticale beurteilt worden sein. Auf jeden
Fall kann man mit ziemlicher Gewissheit schließen, dass die große
Anzahl der richtigen Fälle bei horizontaler Reizung, welche sich in
diesen Versuchen hei P. und S. zeigen, zumal diese Erscheinung
nicht an allen Localitäten auftritt, nicht dem Einflüsse der Visuali¬
sation zuzuschreiben ist, sondern in anderen Ursachen, wahrscheinlich
in den verschiedenartigen Structurverhältnissen darunter liegender
Theile zu suchen ist.
Die offenbare Abwesenheit des letzterwähnten Factors in den
an Hi. und T. angestellten Versuchen lässt sich vermutlich daraus
erklären, dass diese Beobachter die Fähigkeit zu visualisiren in
hohem Maße besaßen und von den anatomischen Verschiedenheiten
bei ihrem Urtheil mehr zu abstrahiren vermochten. Aber für die
geringe Procentzahl der als horizontal richtig erkannten Eindrücke
bei M. ist es höchst schwierig einen Grund zu finden. Diese
Tendenz tritt hier nur in gesteigertem Maße hervor, sie zeigte sich
bei dieser Beobachterin bereits in allen Versuchsreihen, die bei
punktueller Reizung ausgeführt wurden. Sie erkannte ausnahmslos
die verticale Richtung besser als die horizontale und gab an, dass
die verticalen Eindrücke stets bestimmter seien. Vielleicht wurde
sie hier in ihrem Urtheil durch dunkle musculäre Associationen
beeinflusst, welche auch, wie schon früher hervorgehoben wurde,
bewirkten, dass sie die Breite ihres Armes im Verhältniss zur Länge
unterschätzte. Jedenfalls aber hat diese Erscheinung mit dem Vor¬
gänge der Visualisation nichts gemein.
Vergleichen wir die Angaben der Tabelle VIII mit denen der
Columne II in Tabelle IV, so ergibt sich, dass mit Ausnahme der
»h.«-Werthe für die Beobachterin M. die Procentzahlen in der elfteren
Tabelle durchweg größere Werthe repräsentiren, als die in der letzteren.
Anders ausgedrückt bedeutet dies, dass die durch eine continuirliche
Linie verursachte Richtung besser erkannt wird, als eine solche, die
durch einen zwischen zwei Punkten gelegenen »leeren« Zwischenraum