Volltext: Ueber den Einfluss der Gesichtsassociationen auf die Raumwahrnehmungen der Haut (11)

Ueber den Einfluss der Gesichtsassociationen etc. 
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Wahrnehmung in auffallendem Contraste. Das bisher Gefundene 
lässt sich folgendermaßen zusammenfassen: 1) Die Genauigkeit der 
Localisation tactiler Eindrücke, welche durch die Auffassung der 
Entfernung zweier punctueller Reize gemessen wird, variirt an den 
verschiedenen Hautstellen. 2) Dieselbe variirt hei verschiedenen 
Individuen. 3) Sie ist hei Blinden größer als bei Sehenden. 4) Sie 
ist bei Kindern größer als hei Erwachsenen. 
Zur Erklärung dieser Erscheinungen sind nur zwei Principien 
aufgestellt worden. Man hat erstens angenommen, dass die Schärfe 
der örtlichen Unterscheidung mit der Vertheilung der Nervenendi¬ 
gungen Zusammenhänge, und dass dieselbe sodann von dem Grade 
der Uebung abhängig sei, den man sowohl mit Bezug auf die Be¬ 
rührungsempfindungen im allgemeinen als auch mit Bezug auf die 
Empfindungen an der gerade untersuchten Stelle im besonderen 
erworben habe. Ueber die natürliche Beschaffenheit und die An¬ 
ordnung des anatomischen Substrates sowie über die genauere Func¬ 
tion der Uebung sind verschiedene Ansichten geäußert worden, aber 
man hat es nicht für nöthig befunden, neben dem Momente der 
Uebung einen andern psychologischen Factor anzunehmen als eine 
gewisse Art von Localzeichen, welche, mögen dieselben nun quali¬ 
tativ oder ursprünglich räumlich verschieden sein, im Bewusstsein 
die Vertheilung der Nervenendigungen vertreten. Das Vierordt- 
sche Gesetz, nach welchem die Localisation an den beweglicheren 
Körperstellen eine größere Schärfe besitzt, muss, wenn es als Er- 
klärungsprincip verwandt werden soll, nach Funke’s1) Vorschlag 
als eine Wirkung, der Uebung aufgefasst werden. Andererseits 
müssen jedoch die Druckpunkte, obwohl Goldscheider2) irgend 
welchen Zusammenhang seiner Druckpunkte mit den Localzeichen 
oder den Empfindungskreisen ausdrücklich leugnet, um für das 
Raumbewusstsein von irgend welcher Bedeutung zu sein, locale 
Färbung tragen. Thatsächlich differiren sie von den Empfindungs¬ 
punkten der Czermak’sehen Theorie nur darin, dass dieselben 
einen empirischen Werth beanspruchen, während Czermak’s Punkte 
nur hypothetischer Natur sind. 
1) Funke, Hermann’s Handbuch III, 2. S. 384. 
2) Goldscheider, Archiv für Physiologie 1885. S. 95—96.
	        
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