Der Fechner-Helmholtz’sche Satz über negative Nachbilder
und seine Analogien.
Von
Wilhelm Wirth.
Mit 9 Figuren im Text und Tafel TTT
Einleitung.
A. Historisch-Kritisches.
1. Die vorliegende Arbeit umfasst eine größere Anzahl von Ver¬
suchen, in denen der Marhe’sche Rotationsapparat, der eine Ver¬
änderung der Sectorenstellung während der Rotation gestattet, zur
quantitativen Bestimmung negativer Nachbilder1) herangezogen
wurde. Es handelt sich also dabei ausschließlich um die Messung
jener Erregbarkeitsveränderungen des Sehorgans, die nach längerer
Fixation farbloser oder farbiger Objecte erkennbar werden, im Gegen¬
satz zu den Nachempfindungen, die auf kurzdauernde Reizung folgen
und als »positive Nachbilder« bezeichnet zu werden pflegen. Als
quantitative Bestimmung dieser Erscheinungen bewegen sich die vor¬
liegenden Versuche in einer Richtung, deren Litteratur in den letzten
Decennien bereits einen gewissen Umfang erreicht hat. Dabei denke
ich natürlich an die prägnante Bedeutung dieser Bestimmungsweise
un Sinne einer exacten Messung; denn Größenbestimmungen all¬
gemeiner Art sind wohl fast in allen Abhandlungen über die Nach¬
bilder enthalten und reichen daher weit vor die eben angegebene Zeit
zurück. Es liegt dies ja auch schon im Wesen des Gegenstandes
1) In diese Bezeichnung darf in dieser allgemeinen Bedeutung natürlich
keine Beziehung zur absoluten Helligkeit des primären Objectes und überhaupt
keine absolute Qualität der im Nachbild vorhandenen Empfindung hineingelegt
werden. Sie bedeutet nur die bekannte eigenthümliche Inversion der gegenseitigen
Verhältnisse des Urbildes bei Projection des Nachbildes auf einfarbige Flächen.
Wundt, Philos. Studien. XVI. 31