GefUhlston und Sättigung der Farben.
Von
Jonas Cohn.
In einer früheren Arbeit1) hatte ich durch einige Versuche nach¬
zuweisen gesucht, dass die Gefälligkeit der Farben mit ihrer Sättigung
wächst. Ich bediente mich dabei wie bei allen meinen Versuchen der
Methode der paarweisen Vergleichung. Major2), der dasselbe Pro¬
blem in Titchener’s Laboratorium bearbeitete, konnte mein Re¬
sultat nicht bestätigen. Er verwendete eine von der meinen ab¬
weichende Methode (absolute Einzelurtheile). Um die Ursachen der
Differenz zu erkennen, beschloss ich, das Problem einer nochmaligen
experimentellen Nachprüfung zu unterwerfen. Durch Arbeiten anderer
Art vielfach gehindert, konnte ich die Versuche nur gelegentlich und
langsam fortsetzen und bin daher erst jetzt in der Lage, ihre Resultate
zu veröffentlichen.
Durch die Liebenswürdigkeit des Herrn Prof. Titchener, dem
ich auch an dieser Stelle meinen besten Dank dafür ausspreche, war
es mir möglich, annähernd dasselbe Farbenmaterial zu benutzen, wie
Major. Allerdings war 1) meine Reihe nicht so groß, 2) die mir zur
Verfügung stehende Größe der Papiere geringer [7 zu 3 cm statt
Quadrate von 60 qcm Inhalt].
Major beschreibt3) seine Methode folgendermaßen: »Unser Plan
war: Die Versuchsreihe bei irgend einem Punkte des Spectrums zu
beginnen; nach diesem Anfang die Spectralreihe entlang von rechts
1) Experimentelle Untersuchungen über die G-efühlsbetonung der Farben,
Helligkeiten und ihrer Combinationen. Phüos. Stud. X, 562—603. 1894, bes. § 7.
S. 585.
2) On the Affective Tone of Simple Sense-Impressions. Amer. Joum. of
Psych. VU, 57—77. 1895. 3) a. a. O. S. 59.
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