Ueber den Einfluss der Intensität der Reize auf die
Reactionszeit der Klänge.
Von
Dr, Götz Martius
in Bonn.
In seiner Besprechung1) meiner Arbeit über die Reactionszeit
und Perceptionsdauer der Klänge2) hat C. Stumpf den Einwurf
erhoben, dass eine völlige Sicherheit für die längere Perceptions¬
dauer der tieferen Töne aus dem Grunde nicht durch meine Ver¬
suche gewährleistet sei, weil die Intensitäten der benutzten Töne
von Einfluss auf die gefundenen Zeiten sein konnten. Höhere
Töne, so führt Stumpf aus, besitzen eine besondere Empfindungs¬
stärke, und es wird auf stärkere Eindrücke im allgemeinen schneller
reagirt. Nach Stumpf wäre daher ein Schluss auf die längere
Perceptionsdauer der tieferen Töne erst dann mit Sicherheit aus
solchen Versuchen zu machen, wenn auf die Gleichheit der Inten¬
sitäten der Klänge, »soweit eben Stärkevergleichung verschiedener
Töne möglich ist«, richtig Acht gegeben würde. So sehr ich an¬
erkenne, dass die Intensitätsverhältnisse der Töne bei Untersuchung
ihrer Reactionszeit und daraus zu ziehenden Folgerungen Berück¬
sichtigungen verdienen, vermag ich doch nicht der Hereinziehung
der größeren Empfindungsstärke3) höherer Töne in diese Sache
einen Werth beizumessen. Wenn man schließt, dass hohe Töne als
1) Zeitschr. f. Psychol, u. Phys. der S. Bd. II, S. 230 ff.
2) Phil. Stud. VI, S. 394 ff.
3) Vergl. Stumpf, Tonpsychologie I, S. 365 ff.