Die Methode der richtigen und falschen Fälle in ihrer
Anwendung auf Schallempfindungen.
Von
Gustav Lorenz.
Hierzu Taf. V.
I. Die verschiedenen Auffassungsweisen der Methode.
Wes en und Aufgabe der Methode. Die Methode der
richtigen und falschen Fälle fußt auf der psychologischen Thatsache,
dass unsere Auffassung gegebener Sinnesreize gewissen zufälligen
Fehler Vorgängen unterliegt, welche uns jene Reize bald größer bald
kleiner erscheinen lassen, als sie wirklich sind. In Folge dessen kann
man den Unterschied zweier Reize so klein machen, dass man bei
wiederholten Vergleichs versuchen nur in einer beschränkten Zahl von
Fällen richtig urtheilt, d. h. den wirklich stärkeren Reiz auch für den
stärkeren hält, während man in einer anderen Anzahl von Fällen zwei¬
felhaft bleibt, welcher von beiden Reizen der stärkere sei, oder aber
Gleichheitsfälle constatirt oder endlich falsch urtheilt, d. h. den wirk¬
lich stärkeren Reiz für den schwächeren hält und umgekehrt. Es ist
nun die Aufgabe der Methode der richtigen und falschen Fälle, aus
den so erhaltenen Zahlen richtiger, zweifelhafter und falscher wie
der Gleichheitsfälle die Unterschiedsempfindlichkeit zu bestimmen.
Das ist bis jetzt auf zwei principiell von einander verschiedenen
Wegen geschehen, deren einer von Fechner, deren anderer von
Müller angegeben worden ist und die wir zunächst kurz darlegen
wollen.