Volltext: Weitere Bemerkungen über psychische Messung (1)

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W. Wundt. 
nicht stattgefunden haben, als man etwa dem Astronomen, der aus Be¬ 
obachtungen hei ruhiger Atmosphäre seine Refractionsformel berech¬ 
net hat, vorwerfen kann, dass diese Formel nicht gültig sei, wenn 
Sturm und Gewitter die Luft erschüttern. 
Schließlich kann ich nicht umhin, auf eine Stelle meines vorigen 
Aufsatzes zurückzukommen, in welcher der von mir hochverehrte Ge¬ 
lehrte zu meinem Bedauern eine Zurechtweisung zu sehen glaubt. Ich 
hatte darauf hingewiesen, dass Zeller, als er seine Abhandlung 
schrieb, mit den neueren Arbeiten über psychische Zeitmessung, etwa 
seit dem Jahre 1868, nicht bekannt war. Zeller leugnet in seiner 
neuesten Abhandlung, der er ein eingehenderes Studium jener Arbei¬ 
ten hat vorangehen lassen, diese Thatsache keineswegs, sondern er 
bemerkt nur, dass solche Untersuchungen für ihn deshalb nicht in 
Betracht gekommen seien, weil sie über das Gebiet der direeten 
Messung, auf die sich allein seine Betrachtungen bezogen, hinaus¬ 
gingen, indem sie theils auf Rechnungen und Schlussfolgerungen, 
theils sogar auf Hypothesen sich stützten. Ich hoffe in dem Obigen 
gezeigt zu haben, dass sich directe und indirecte Messung nicht in der 
Weise, wie es Zeller hier durchzuführen sucht, von einander tren¬ 
nen lassen, da die eine mit der andern steht oder fällt. Uebrigens 
aber lag mir bei jener Aeußerung nichts ferner als die Absicht eines 
persönlichen Vorwurfs. Es kam mir nur darauf an, auf das ungünstige 
Verhältniss hinzuweisen, in welchem die Psychologie zu sonstigen 
Wissenschaften und insbesondere auch zu den historisch-philologi¬ 
schen Disciplinen der Philosophie selbst sich befindet. In der That, 
wenn ein Gelehrter von so anerkannter Gründlichkeit wie Zeller es 
nicht nur für thunlich hält, über psychologische Probleme allgemeine 
Untersuchungen anzustellen, ohne von den concreten Arbeiten , die 
über diese Probleme vorliegen, Notiz zu nehmen, sondern wenn er 
sich sogar noch zu einer ausdrücklichen Vertheidigung dieses Ver¬ 
fahrens herbeilässt, was darf man dann von der Schaar derer erwar¬ 
ten , denen der Titel eines Philosophen immer noch als ein Rechts¬ 
anspruch gilt, über Alles zu reden und Nichts gründlich zu wissen ? 
Das Eine wenigstens konnte mit ziemlicher Gewissheit als eine Folge 
der abfälligen Aeußcrungen eines Mannes wie Zeller vorausgesehen 
werden, dass alle diejenigen, die der experimentellen Psychologie ab¬ 
hold sind, weil sie ihnen unbequem ist, eifrig bemüht sein würden,
	        
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