Volltext: Weitere Bemerkungen über psychische Messung (1)

466 
W. Wundt. 
kommt liier gar nicht in Frage. Sie will ja nur sagen, dass überall 
wo wir von Messung der Empfindungen reden, wir selbstverständlich 
jene psychischen Vorgänge mit hinzuzudenken haben. Die Messung 
hört aber darum nicht auf Messung zu sein, und der zu messende Vor¬ 
gang bleibt ein psychischer, oh er in der Empfindung allein oder in 
der Apperception der Empfindung besteht. 
Ebenso beruhen, wie ich glaube, die Ausführungen Zeller’s 
gegen meine Behauptung, dass Außen- wie Innenwelt aus unsern Vor¬ 
stellungen bestehen und daher an und für sich der wechselseitigen 
Maßbeziehungen nicht nothwendig entbehren müssen, auf einem Miss¬ 
verständnisse. Der Gedanke an das metaphysische Wesen der Dinge 
lag mir bei diesem Satze völlig fern, und ich begreife schwer, wie 
Zeller in diesem Zusammenhang auf die Vermuthung gerathen 
konnte, ich wolle damit sagen, dass die Welt »an sich selbst nur aus 
unsern Vorstellungen besteht«. Mit diesem metaphysischen Wesen 
der Dinge haben weder der Physiker noch der Psycholog hei ihren 
Messungen etwas zu thun ; beide bewegen sich hier vollständig in der 
Welt der Vorstellungen, und darum, so meinte ich, schließe es durchaus 
keinen Widerspruch in sich, wenn die Messungen beider gelegentlich 
in einander eingreifen. Gegenüber diesem thatsächlichen Verhältniss 
des durchgängigen Zusammenhangs unserer Vorstellungen schien 
mir Zeller einigermaßen von der verbreiteten Fiction einer völlig 
getrennten Außen- und Innenwelt beeinflusst zu sein, wenn er in 
seinem früheren Vortrage zwischen den Veränderungen in der Natur 
und den Bewusstseinserscheinungen eine Scheidelinie zog, für die 
ihm das Kriterium der mechanischen Bewegung maßgebend war. 
Wenn Zeller jetzt bemerkt, dass ihm diese Fiction ferngelegen habe, 
so freue ich mich dieser Uebereinstimmung um so mehr, als mir damit 
allerdings das hauptsächlichste Hinderniss hinwegzufallen scheint, 
welches der Anerkennung einer Messbarkeit psychischer Vorgänge 
entgegenzustehen pflegt. Denn die weiteren Einwände, die der Ver¬ 
fasser namentlich in Bezug auf die psychologische Zeitmessung bei¬ 
bringt, sind tlieils, wie ich glaube, durch die Versuche selbst bereits 
widerlegt, theils beziehen sie sich auf Schwierigkeiten der Ausfüh¬ 
rung, die an und für sich nicht unbesiegbar sind. Dass übrigens in 
dieser Beziehung die psychische Messung nicht nur bis jetzt weit zu¬ 
rückgeblieben sei, sondern voraussichtlich auch in der Zukunft hinter
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.