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Eduard Sievers.
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um Zug, d. h. in regelmäßigem Wechsel von rechts/links oder
links/rechts (das hängt dann mit systematischem Wechsel von steig-
und falltonigen Partien zusammen, vgl. oben S. 82). Die Ge st en -
punkte können hei diesem Alternieren entweder symmetrisch
liegen (. .), oder (und das ist das Gewöhnlichere) konträr, d. h.
hier diagonal (also ’. oder d. h. linke Hand höher [bzw. körper¬
ferner J als die rechte, und umgekehrt). Sehr bedeutsam ist endlich
bei den Zeichen für die Stimmtypen V und VI die Art, wie, und
der Ort, wo das Zeichen ergriffen wird, während bei den übrigen
Zeichen in der Regel nur eine Griffart besteht; für V und VI sind
speziell die Griffarten Ro \ Ru, So \ Su, Bo [ Bu, Eo | Eu (d. h. Rand-,
Seiten-, Bügel-, Eck-ober- bzw. -Untergriff [Metr. Studien
4, 41. 42 f.]) zu unterscheiden, ev. mit noch weitergehender Differen¬
zierung (z. B. Bod\Bud, d. h. Bügel-ober- bzw. -Untergriff mit
Durch griff der Zeigefingerspitze durch den Bügel, u. dgl.). Daß
übrigens alle diese,Dinge auch eine tiefer liegende Bedeutung haben,
insbesondere oft wieder mit qualitativen oder melodischen Elementen
des Klangs in Wechselbeziehung stehen1, kann ich hier eben nur
noch andeuten, nicht mehr weiter ausführen, zumal hier manches
zurzeit noch der weiteren Aufklärung bedarf. —
Meine Damen und Herren, ich habe Ihnen diese Ausführungen
sicher zu Ihrem Mißvergnügen in sehr abstrakter Form vorgetragen,
noch dazu in einem ganz dürftigen Auszug aus dem Vielen, was bei
genauerer Betrachtung zu sagen wäre. Es war das aber nicht zu ver¬
meiden, weil eine Entwicklung der Dinge an der Hand einzelner
Beispiele zu zeitraubend gewesen wäre, und auch wohl unpraktisch,
weil man bei jedem Einzelbeispiel gleich von vornherein auf so viele
konkurrierende Besonderheiten achthaben muß. Jetzt, wo Sie wenig¬
stens die Hauptgrundzüge des Systems überblicken, wird es leichter
sein, dem Ganzen durch Erläuterung ausgewählter Beispiele etwas
mehr Leben und Farbe zu geben.
Ich möchte diese Beispiele in zwrei Abteilungen zerlegen, solche
für produzierendes und solche für reproduzierendes
Sprechen, indem ich Ihnen einerseits zeige, wie sich meine Stimme
unter dem Einfluß der Signale beim improvisierenden Frei¬
sprechen ändert, andererseits wie jeder einmal geformte Text
1 In anderen Fällen scheint der Griff auch blofä zu wechseln, je nachdem
die eine oder andere Art für die Ausführung einer vorgeschriebenen Bewegung
physiologisch bequemer ist.