Ziele und Wege der Sehallanalyse.
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Und nun endlich zu den Zeichen oder Signalen selbst, mit
denen ich arbeite und die mit ein oder zwei Ausnahmen von mir
allein gefunden worden sind. Auch dabei hat keinerlei Spekulation
mitgewirkt; es ist vielmehr alles einfach empirisch ausprobiert worden,
ob es «passe» oder «nicht passe», d. h. ob es bei richtiger (aber auch
erst wieder auszuprobierender) Handhabung auch wirklich die ge¬
forderte Stimmfreiheit beim Benutzer hervorrufe oder nicht.
Die Zeichen bestehen, wie Sie sehen, einfach aus gebogenen
Messingdrähten, an deren Enden vielfach (aber durchaus nicht
immer) Pf eil spitzen angebracht sind, die auf den Beschauer eine
gewisse Zugwirkung ausüben.
Aus der Menge der übrigen Zeichen sondern sich zunächst die
für großen und für ausgeprägten Ton als besondere Unter¬
klasse aus. Sie sind niemals in bewegter Hand zu halten, sondern
haben auf irgendeiner Unterlage zu ruhen («Ruhezeichen»),
beim Prüfen eines geschriebenen oder gedruckten Textes in der Regel
unterhalb desselben, in jedem Einzelfall aber auch in einem
bestimmten Abstand davon. Kommt Groß mit Ausgeprägt
zusammen, so geht es dem letzteren voran, steht also dem Text
näher, dem Körper des Prüfenden ferner. Alle anderen Zeichen
sind im Prinzip Bewegungszeichen. Nur müssen, wo für eine
Einstellung mehr als zwei Bewegungszeichen nebeneinander nötig
sind, so viele davon zwangsweise ruhen, als die Zweizahl der bewegen¬
den Hände überschreiten, und zwar ruhen dann die Hauptzeichen
(Zeichen höheren Ranges) zugunsten der Zeichen niederen Ranges,
die nur auf eine Unterart einstellen.1 Wichtig ist ferner noch dieses.
Die Beckingkurven waren stets mit der rechten Hand allein zu
schlagen (oben S. 75), die linke hat dabei nichts zu tun (außer bei
Linksern, wo sie natürlich vikarierend eintritt); die Taktfüll-
kurven werden von der rechten Hand ausgeführt, während die
linke symmetrisch zum Gestenpunkt gehoben wird (oben S. 79).
Bei den Signalkur^en (einerlei ob frei oder gebunden) arbeiten (mit
ganz minimalen Aul lahmen, wenn es solche überhaupt gibt) beide
Hände entweder gleichzeitig und dann zugleich stets im
Spiegelbild symmetrisch (oben S. 102), oder sie arbeiten Zug
1 So ruhen z. B. in dem «Tanzlied» von O. J. Bierbaum (etwa bei H. Bethge,
Deutsche Lyrik seit Liliencron, 2. Aufl., S. 11) Es ist ein Reihen geschlungen
mit der Stimmformel